Flugzeugreinigung – Handarbeit statt Hightech

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Flugzeugwäsche eines Airbus A340-300 während eines Nightstops in München Foto: Bildarchiv Lufthansa / Newslink

Schrubben, putzen, polieren – Flugzeuge müssen regelmäßig gewaschen werden. Und das geschieht heute immer weniger mit Wasser und Seife, sondern mit einer speziell entwickelten Politur, die neben dem sehr viel geringeren Wasserverbrauch noch andere, entscheidende Vorteile hat. Klaus Kowalec ist Flugzeugreiniger und einer von drei Meistern, die bei Lufthansa Technik für die Flugzeugreinigung zuständig sind. Insgesamt 120 Mitarbeiter umfasst die gesamte Putzkolonne in Frankfurt.

Etwa acht Maschinen reinigen sie pro Woche, im 24 Stunden Schichtbetrieb. Ohne Hilfe von Hochdruckreinigern oder anderen Hightech-Apparaturen bringen sie die Lufthansa-Flugzeuge auf Hochglanz. Klaus Kowalec und sein Team haben einen verantwortungsvollen Beruf und müssen bei ihrer Arbeit sehr vorsichtig sein. Die Reinigung von großen Flugzeugen ist nicht einfach. Dabei kommen auch Hebebühnen zum Einsatz. Das Rangieren damit erfordert höchste Konzentration, Kollisionen mit dem Flugzeug können fatale Folgen haben. „Streift jemand das Flugzeug mit der Hebebühne, wird es teuer. Da werde ich schon immer nervös. Unsere Mitarbeiter müssen mit den Bühnen aufpassen, damit keine Dellen entstehen“, sagt Kowalec. Deshalb haben sich auch sogenannte Waschroboter für die filigrane Arbeit an Flugzeugen nicht bewährt.

Vor Jahren wurden derartige Reinigungsmaschinen eingesetzt, aber schnell wieder abgeschafft. Denn sie haben Schäden an empfindlichen Teilen verursacht. Das kostet nicht nur Zeit, sondern vor allem Geld. „Wir sind grundsätzlich bemüht, die Bodenzeit so kurz wie möglich zu halten, damit die Flugzeuge bald wieder fliegen und Geld verdienen können“, erklärt Kowalec.

Vor der Reinigung werden sensible Teile wie Temperatur- und Höhenmesser abgeklebt und die Räder eingewickelt, um die Bremsen vor Chemikalien zu schützen. Bei der klassischen Nasswäsche wird für die Flugzeugreinigung viel Wasser benötigt; bei einer Boeing 747-400 beispielsweise fast 10 000 Liter. Das Wasser muss nach dem Waschgang aufwendig gefiltert werden, bevor es in die Kanalisation abfließen kann. Deshalb werden vor allem die großen Langstreckenflugzeuge in fünf von sechs Fällen mittlerweile trocken gereinigt.

Die Trockenwäsche ist vergleichbar mit einer Autopolitur. Zunächst wird das Flugzeug mit speziell entwickelten Reinigungsmitteln benetzt und eingerieben. Die Paste bindet Verunreinigungen an den Flächen. Nach einer bestimmten Einwirkzeit und weiterer Einarbeitung des Reinigungsstoffes wird der Schmutz mit Hilfe von Mops einfach abgerieben. Dabei werden die Lackporen verschlossen und so die Oberfläche versiegelt und geglättet. Die verunreinigten Mops können gewaschen und wieder verwendet werden.

Der Vorgang dauert mit 25 Stunden für einen Jumbo-Jet zwar doppelt so lange wie eine Nasswäsche, aber die Methode der Trockenreinigung ist auch intensiver und hält dadurch über einen größeren Zeitraum an. Statt alle 90 Tage nass gewaschen zu werden, müssen die Flugzeuge nach einer Trockenreinigung erst in 135 Tagen wieder zur nächsten Säuberung. Ein weiterer Vorteil: während der Trockenreinigung können gleichzeitig auch Wartungsarbeiten am Flugzeug verrichtet werden, was bei der Nasswäsche nicht möglich ist. Die Bodenzeit kann also effizienter genutzt werden.

15 Personen arbeiten an der Trockenreinigung einer Boeing 747. Doch der Aufwand lohnt sich. Ein sauberes Flugzeug schont die Umwelt, denn Schmutz stört die Aerodynamik und erhöht den Luftwiderstand. Dies schlägt sich in einem Mehrverbrauch an Kerosin nieder und genau das soll durch einen Waschgang beziehungsweise die Trockenreinigung verhindert werden.

Quelle: Beitrag aus Lufthansa Newslink Ausgabe 60; Dezember 2012