Die Geschichte von Sky Hub PAD ist schon beeindruckend. Unternehmer aus der Region des Flughafens Paderborn/Lippstadt schließen sich zusammen und gründen eine eigene Airline. Und das Dank der Lufthansa, wenn man es so sehen möchte. Ein einmaliges Projekt ist mit skyhub PAD an den Start gegangen und man hat noch viel vor.
Vor rund drei Wochen, am 01. September 2025, ist skyhub PAD an den Start gegangen. Mit bis zu drei Umläufen täglich (außer samstags, sonntags zwei) wird die Strecke PAD – MUC bedient. Geflogen wird mit einer ATR 72 mit 70 Sitzplätzen (Baujahr 2018) im Wet-Lease von der dänischen Airline DAT.
Eine Airline aus der Airport-Region
Im Vorfeld wurde monatelang hart und intensiv an der Airline gearbeitet. Vorausgegangen ist die Einstellung der Lufthansa-Strecke München – Paderborn/Lippstadt Ende Mai 2025. „Vor einem guten Jahr, es muss im September 2024 gewesen, hat uns die Lufthansa informiert, dass die Strecke eingestellt wird. Zu schlecht frequentiert, die Zahlen seien rot“, erklärte Airline-Sprecher Matthias Hack im Rahmen eines Presseflugs. Journalisten waren eingeladen sich selbst ein Bild zu machen. Vom Service, Ausstattung und der kurzen Wege am PAD. airportzentrale.de war dabei.
Fast ein Jahr wurde an skyhub PAD gearbeitet. Im Rahmen des Presseflugs haben die Verantwortlichen aus dem Nähkästchen geplaudert. Als das Aus der Lufthansa feststand, ging es im Eiltempo darum: Wie kann die wichtige Verbindung nach München aufrechterhalten werden? Eine andere Airline? Gerne, aber es findet sich keine. Also muss selbst eine gegründet werden. Als Initiator setzte sich der Flughafen Paderborn/Lippstadt ein. Zunächst musste Startkapital organisiert werden. „Das klappte erstaunlich gut“, erinnert sich Pressesprecher Matthias Hack. 59 Unternehmen und Privatpersonen sind eingestiegen. Rund 2,25 Mio. Euro Startkapital sind zusammengetragen worden. Und in naher Zukunft könnten es noch mehr Investoren werden. Auch wenn das noch nicht spruchreif sei, gab uns der Pressesprecher zu verstehen. Das Interesse sei da.
Mit dem eingesammelten Startkapital wurde die Planung aufgenommen. Mit DAT wurde eine Airline gefunden, die im Wet Lease fliegt. Also inkl. Crew. Zwei Crews bestehend aus je zwei Piloten und zwei Flugbegleitern stehen zur Verfügung. Die Kosten dafür sind nicht unerheblich. Etwa 13,2 Mio. Euro inkl. aller Steuern und Gebühren werden pro Jahr benötigt. Dazu kommen noch einmal 700.000 Euro die DAT als Sicherheit aufgerufen hat.
Nur wird die Airline wirtschaftlich sein? Immerhin hat die Lufthansa nach eigenen Angaben kein Geld verdient und das trotz 105.000 Passagiere im Jahr 2024. „Wir schaffen das“, ist sich Matthias Hack sicher und rechnet vor: „Wenn wir 90.000 Passagiere im Jahr zählen, sind wir im grünen Bereich. Und die aktuellen Buchungszahlen knapp drei Wochen seit Start zeigen: Das Interesse ist groß. Das schaffen wir“. Zu wünschen ist es den Machern von skyhub PAD. Die Leidenschaft des kleinen Teams ist spürbar. Euphorisch wurden im Rahmen des Presseflugs Ideen und Kooperationen vorgestellt.
Marketing soll Fluggastzahlen pushen
skyhub PAD ist bereit das Konzept an andere Airports weiterzureichen. Der Name sei bewusst so gewählt, dass der IATA-Code „PAD“ auf beliebig andere Airports geändert werden kann. Allerdings bedeutet „weiterreichen“ auch, dass nicht das Team vom Airport Paderborn/Lippstadt die Airlines an anderen Flughäfen abheben lassen wird. Das müssten die Flughäfen selbst vorantreiben. Man sei aber gerne dabei zu helfen. Für eine Expansion fehlt außerdem die Zeit. Erst einmal müssen die benötigten 90.000 Passagiere (pro Jahr) in trockenen Tüchern sein. Damit das klappt gibt es zahlreiche Marketing-Ideen und einige wurden auch schon umgesetzt: Der Münchener Drittligist 1860 München hat in dieser Saison sechs Auswärtsspiele im Einzugsbereich des Flughafens Paderborn/Lippstadt. Der Deal: skyhub PAD fliegt die Mannschaft nach NRW und erhält als Gegenleistung Werbeflächen im Stadion in München. Oder: Das Heinz-Nixdorf-Museum in Paderborn gilt als das größte Computermuseum der Welt. Passagiere die noch in diesem Jahr von München nach Paderborn/Lippstadt fliegen, erhalten kostenfrei pro Flugticket eine Familienkarte. Gegenleistung: Keine – das Museum versteht sich als Förderer und auch als Vater des Airports. Aber das ist eine andere Geschichte. Viele weitere Ideen stehen auf der to-do-Liste.
Und wie war nun der Flug? Schön. Die sieben Jahre alte ATR 72 liegt gut in der Luft und ist erstaunlich ruhig für eine Turboprob-Maschine. Auch die Lautstärke im Inneren ist angenehm. Dabei gelten Propellerturbinen in Europa eher als out. Eine Mitarbeiterin am Flughafen München begrüßte den Presseflug mit den Worten: „Wir schauen immer ganz gespannt, wenn der Flieger aus Paderborn kommt, ihr seid die einzige Turboprop-Passagiermaschine hier am Airport“. Mit Propeller fliegen ist halt etwas Besonderes.
Ziele
Für die Zukunft hat skyhub PAD noch einiges vor. Schon kurz nach Streckenstart wurden die Flugzeiten optimiert (airportzentrale.de berichtete). Ein Interline-Abkommen mit Lufthansa ermöglicht viele Lufthansa-Anschlussmöglichkeiten ab MUC. Der nächste Schritt wäre eine Codeshare-Vereinbarung. Dann könnten Passagiere von skyhub auch die Lufthansa Lounges am Flughafen München nutzen und mit jedem Flug mit „Miles & More“ Meilen sammeln. Auch an einer eigenen Crew arbeitet die Airline. Auf der Webseite von skyhub PAD findet sich bereits eine Stellenausschreibung als Flugbegleiter. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. „Vor Sommer 2026 wird das nichts“, meint Airline-Sprecher Matthias Hack.