Der Aufsichtsrat des Flughafens Köln/Bonn hat mit sofortiger Wirkung Geschäftsführer Michael Garvens beurlaubt. Seit Tagen köchelt es am Flughafen. Nach seiner heutigen Marathon-Sitzung von acht Stunden, präsentierte der Köln/Bonner Aufsichtsrat das vorläufige Ergebnis: Zwangsurlaub für den Flughafenchef.
Garvens wird Untreue vorgeworfen
Eine Reihe von Vorwürfen stehen im Raum. Sie richten sich gegen die Geschäftsführung des Airports, dessen Vorsitzender Garvens ist. So soll u.a. ein leitender Mitarbeiter vor 11 Jahren bei vollem Gehalt freigestellt worden sein. Ein ähnlicher Fall erreignete sich vor vier Jahren. Ein weiterer Vorwurf lautet: Veruntreuung von Geldern. So soll eine Frachtfirma Gelder ohne erkennbare Gegenleistung erhalten haben. Der wirtschaftliche Schaden wird als enorm eingestuft.
Alle Vorwürfe sollen jetzt gründlich überprüft werden, das kündigte Aufsichtsratschef Kurt Bodewig an:
„Der Aufsichtsrat hat sich umfassend mit den vorgetragenen Vorwürfen befasst. Die Prüfungen sind hinsichtlich der aufgeworfenen Verdachtsmomente noch nicht abgeschlossen“.
Mit Hilfe einer Rechtsanwaltskanzlei und einem Wirtschaftsprüfer werden alle Anschuldigungen unter die Lupe genommen. Die Geschäftsführung soll zudem bis zum Ende der kommenden Woche schriftlich angehört werden. Geschäftsführer Michael Garvens wird erst einmal bis zur Aufsichtsratssitzung am 15.12.2017 beurlaubt.
Nach unbestätigten Informationen soll zumindest ein Teil des Aufsichtsrats von den Mitarbeiter-Freistellungen gewusst haben. Da kommt die Frage auf: Wie gründlich hat der Aufsichtsrat seinen Job gemacht?
Ein Machtpoker?
Kölner Medien vermuten hinter der Beurlaubung des Flughafenchefs ein politisches Spiel. Der Aufsichtsrat ist SPD dominiert. Garvens gilt als CDU-Anhänger. Der Kölner Express berichtet, die neue CDU-Landesregierung will den Aufsichtsratschef Kurt Bodewig von der SPD durch einen CDU-Mann, Friedrich Merz, ersetzen. Sind da etwa Eitelkeiten im Spiel?
Update: Nach Informationen des WDR weist Flughafenchef Garvens alle Vorwürfe über seine Anwälte zurück. Rückendeckung bekommt er währenddessen vom Betriebsrat. Die Mitarbeiter des Airports stehen hinter Michael Garvens.
