Flughafen Frankfurt: Hoch hinaus – Wie aus einem Luftschiffhafen der größte deutsche Verkehrsflughafen wurde

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1958 Super Constellation in Frankfurt Foto: Bildarchiv Lufthansa

„Luftschiffhafen am Rebstockgelände“ lautete die ursprüngliche Bezeichnung des Flughafen Frankfurt bei seiner Eröffnung im Jahr 1912. Zu Beginn war der Flugplatz nur für Zeppeline gedacht, aber schon kurze Zeit später starteten und landeten am Rebstockgelände auch Flugzeuge. Daher wurde er, zwölf Jahre nachdem der erste Zeppelin in die Lüfte geschwebt war, offiziell zum Flughafen erklärt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs der Flughafen rasant. Im Jahr 1925 starteten und landeten bereits 5 500 Passagiere in Frankfurt. Die Menschen waren fasziniert von der neuen Art des Reisens, obwohl sie für heutige Maßstäbe noch eine Menge Zeit mitbringen mussten: Mit einem einmotorigen Flugzeug dauerte eine Reise von Berlin nach Frankfurt etwa vier Stunden, heute beträgt die Flugzeit nur gerademal eine Stunde.

Aufgrund der vielen Reiselustigen wurde schnell klar, dass das Gelände am Rebstock zu klein war und durch seine zentrale Lage in der Stadt kaum Möglichkeiten zum Ausbau bot. Die Suche nach einem neuen Standort für den Frankfurter Flughafen begann. Die Nationalsozialisten träumten, nachdem sie an die Macht gekommen waren, von einem Großflugplatz, von dem aus Passagiere in die ganze Welt fliegen konnten. Sie ließen daher eine riesige Fläche im Stadtwald roden und eröffneten am 8. Juli 1936 den neuen Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main. Bis Jahresende wurde der neue Airport von knapp 60 000 Fluggästen genutzt. Zum Vergleich: Heute sind es jährlich fast tausend Mal so viele.

Nach Kriegsende 1945 wurde der zivile Flugverkehr wieder aufgenommen. In den politisch unruhigen Zeiten kam dem Flughafen eine wichtige Funktion zu, er bildete die Hauptbasis der Berliner Luftbrücke: Die legendären „Rosinenbomber“ versorgten die West-Berliner Bevölkerung aus der Luft mit Lebensmitteln, nachdem die Sowjetunion die Landzugänge in die Stadt gesperrt hatte.

Nach einer Erweiterung durch eine zweite Start- und Landebahn 1949 landete am 1. März 1955 erstmals wieder eine Maschine der Deutschen Lufthansa auf dem Flughafen. Umbau- und Erweiterungsarbeiten prägen den Flughafen Frankfurt seit eh und je. Die Luftfahrt ist von Veränderungen bestimmt. Mit einer Boeing 707 flog die Lufthansa 1960 erstmals mit einem Düsenflugzeug von Hamburg über Frankfurt nach New York. Die Begeisterung für das Fliegen blieb ungebrochen, mittlerweile flogen über zwei Millionen Passagiere jährlich ab Frankfurt oder kamen dort an.

Lufthansa Boeing 747-100 auf dem Flughafen Frankfurt (1974) Foto: Bildarchiv Lufthansa

1965 begann der Bau des heutigen Terminal 1. Es galt als größte Baustelle Deutschlands. Sieben Jahre später eröffnete der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann das hochmoderne Flughafen-Gebäude. Besonders die vielfältigen Serviceangebote wie Restaurants und Geschäfte bereiteten den Fluggästen Freude am Fliegen. Auch technisch hatte sich in der Fliegerwelt in der Zwischenzeit einiges getan. Als im Januar 1970 eine Boeing 747 den Boden des Flughafens Rhein-Main berührte, begann die Ära der Jumbo-Jets. Das war jedoch eher Zufall, denn eigentlich sollte die Maschine nach London fliegen, doch weil dort dichter Nebel herrschte, wich sie in die Mainmetropole aus.

Schon bald nach Eröffnung des Terminal 1 waren erneut Erweiterungen geplant, eine dritte Startbahn sollte her, die Startbahn West. Die Anwohner allerdings protestierten heftig und klagten fast zehn Jahre lang gegen die Vergrößerung. Im April 1984 ging die neue Startbahn in Betrieb. Und der Frankfurter Flughafen wuchs und wuchs. Rund 30 Millionen Gäste verzeichnet der Airport im Jahr 1990. Vier Jahre später hoben die ersten Passagiere am neuen Terminal 2 ab, damit konnten künftig 54 Millionen Passagiere jährlich auf Reisen gehen. Im gleichen Jahr nahm auch die Magnetschwebebahn SkyLine ihre Fahrten auf, die die beiden Terminals bis heute miteinander verbindet. Aber nicht nur zwischen den Flughafenbereichen sollten Fluggäste bequem pendeln können, auch die Anbindung an Fernzüge wollte der Betreiber verbessern. 1999 wurde deshalb nördlich des Terminal 1 ein Bahnhof speziell für Fernzüge wie ICE eröffnet.

Frankfurt Airport: Neuer Flugsteig A-Plus Foto: Dierk Wünsche

Im Dezember 2005 wurde die Rhein-Main Air Base der amerikanischen Streitkräfte geschlossen. Dort entsteht jetzt das künftige Terminal 3. Im Folgejahr begann man, den Fernbahnhof mit einem Bürogebäude („The Squaire“) zu überbauen, das seit seiner Eröffnung im vergangenen Jahr als Deutschlands größtes Bürogebäude gilt. Es entstand außerdem eine Wartungshalle für den Super-Airbus A380, der Bau des Flugsteigs A-Plus begann 2009 und schließlich nahm die Landebahn Nordwest im Oktober vergangenen Jahres ihren Betrieb auf. Damit sind nun bis zu 126 Flugbewegungen pro Stunde möglich, die dem Flughafen Frankfurt seine Spitzenposition als einen der größten Verkehrsflughäfen der Welt sichern sollen.

Quelle: Artikel im Lufthansa Newslink Ausgabe Oktober 2012