Flughafen Frankfurt: Die Flughafengärtnerei wechselt auf Frühlingsbetrieb

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Die Pflege der Zierbeete zählen zu den Aufgaben der Flughafengärtner Foto: Bildarchiv Fraport Themendienst

Am westlichen Ende des weitläufigen Frankfurter Flughafengeländes stehen einige Gebäude aus Glas, die Besucher in der Regel nicht mit einem internationalen Airport in Zusammenhang bringen. Auf dem Betriebshof rangieren bullige Traktoren. In den Garagen stehen schwere Gerätschaften wie Großflächenmäher für den nächsten Einsatz bereit. Die 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Landwirte, Winzer und Zierpflanzenbauer, eint ein gemeinsames Kennzeichen: Sie können zupacken und haben den „grünen“ Daumen. Der Themendienst wirft einen Blick hinter die Glasfassaden der Gewächshäuser und stellt die Flughafengärtnerei vor.

Gärtner leben im Rhythmus der Natur. So hat auch für Bernd Beuchert, den Leiter der Flughafengärtnerei, jede Jahreszeit ihren speziellen Reiz, doch zweimal im Jahr genießt er den Wechsel besonders. Das ist zum einen im Herbst, wenn das wechselseitige Farbenspiel die Natur zum Leuchten bringt, und zum anderen im Frühjahr, wenn sich nach den kalten Monaten das erste Grün zeigt. Dann endet für die Mitarbeiter der Flughafengärtnerei zwar der Einsatz im Winterdienst, aber die Hinterlassenschaften der kalten Jahreszeit bestimmen weiterhin die Dienstpläne.

Bernd Beuchert leitet das Grünflächenmanagement der Fraport AG. Foto: Bildarchiv Fraport Themendienst

Die Beschäftigten der Fachabteilung Grünflächenmanagement der Fraport AG, so lautet die offizielle Bezeichnung, sind wahre Allrounder. Sie sind von Berufs wegen naturverbunden, aber zugleich auch versierte Handwerker. Sie haben technisches Verständnis und sind Herren über einen imposanten Maschinenpark. Und sie sind kreativ und leisten einen wichtigen Beitrag, um Passagieren, Besuchern und Beschäftigten etwas für das Auge zu bieten und den Aufenthalt am Flughafen angenehmer zu gestalten. Im Außenbereich kümmern sie sich um zehn Hektar Dachbegrünung auf den Gebäuden und Terminals, um die Eingangsbereiche und die Innenhöfe. Sie achten auf 100 Hektar öffentliches Grün, pflegen Zierbeete und Blumenrabatten. In den Passagierbereichen und Büros sorgen sie mit phantasievollen Dekorationen und Pflanzschalen für farbenfrohe Abwechslung. Gerade dann erwacht die kreative Ader der Gärtner. Ein aktuelles Beispiel. Für die neue Unternehmenszentrale der Fraport AG hat das Team um Bernd Beuchert ein spezielles Ausstattungskonzept erarbeitet, um – im wahrsten Sinne des Wortes – das Klima mithilfe von eigens entwickelten Pflanzgefäßen und -gestecken in den modernen Räumlichkeiten aufzuwerten.

Herzstück der Flughafengärtnerei ist das eigene Gewächshaus, das in vier „Klimazonen“ unterteilt ist – in ein Erd-, Wasser, Warm- und Kalthaus. Auf den ersten Blick erinnert die ausladende gläserne Anlage an einen botanischen Garten. Doch große Tische machen rasch klar, dass hier gearbeitet wird und sowohl exotisch anmutende Pflanzen als auch Vertrautes aus der heimischen Fauna für den jeweiligen Bestimmungsort auf dem Flughafengelände vorbereitet werden.

Gärtner im Einsatz für die Betriebssicherheit

Mäharbeiten am Frankfurter Flughafen. Foto: Bildarchiv Fraport Themendienst

Jeder Mitarbeiter, unterstreicht Bernd Beuchert, hat sein Spezialgebiet: Besonderen Wert legt der erste Gärtner am Platze darauf, dass seine Teammitglieder auch in anderen Disziplinen fit sind. Das gilt vor allem für die Pflege der Rollfelder. Denn zu den vorrangigen Aufgaben zählt die ständige Instandhaltung des sogenannten Flugbetriebsgrüns. Schwerpunkt in der Übergangsphase zwischen den Jahreszeiten ist eine gründliche Bestandsaufnahme und Dokumentation der Winterschäden. Wo hat der Frost zugeschlagen und beispielsweise die Grasnarbe in Mitleidenschaft gezogen? Sobald das Wetter es zulässt, geht es daran, die Schäden zu beseitigen.

Eine dichte und unversehrte Grasnarbe sowie freie Sicht auf die zahlreichen Verkehrszeichen, Wegweiser und Reflexionsflächen für die Sendeanlagen sind unerlässliche Voraussetzungen für die Betriebssicherheit auf dem Flughafen. So darf kein aufgewirbelter Staub in die Turbinen der Flugzeuge gelangen. Der Pflegebereich der Flughafengärtner ist riesig: Zwischen den Rollbahnen erstreckt sich ein rund 650 Hektar großes Areal, das landwirtschaftlich nicht genutzt wird und über 300 Pflanzenarten eine Heimstätte bietet. Das Besondere dabei: Auf Düngung und Bewässerung kann vollständig verzichtet werden. Dieses Grünland ist damit eines der größten Rückzugsgebiete in der Region für gefährdete Pflanzen und Tiere.

Pflege- und Mäharbeiten bedeuten in der Regel Nachtarbeit: Denn nur wenn der Flugbetrieb ruht, können die Mitarbeiter loslegen. Ein Vorfeldfeldführerschein sowie die Funkbefugnis für die Kommunikation mit dem Tower sind weitere Qualifikationen, die das Team der Flughafengärtnerei aufweisen muss. Und auch bei dieser Aufgabe gibt die Natur den Takt vor: „2012 war ein Wachstumsjahr“, erklärt Bernd Beuchert. Viel Regen und Wärme im Wechsel brachten die Vegetation und vor allem das Gras an den rund vier Kilometer langen Start- und Landebahnen zum Sprießen und hielten das Team auf Trab: Mindestens alle 14 Tage waren die Großflächenmäher im Einsatz. Auch auf die Zäune richten die Mitarbeiter stets ein waches Auge. Auf rund 100 Kilometern Länge erstrecken sich die Anlagen, die aus Sicherheitsgründen frei von Bewuchs gehalten werden müssen – und dies sowohl auf der Innen- als auch auf der Außenseite. Doppelter Aufwand im Mäheinsatz.

Arbeiten im Wechsel der Jahreszeiten

Der Frankfurter Flughafen ist Heimstätte für 300 Pflanzenarten. Foto: Bildarchiv Fraport Themendienst

Wenn sich der Frost endgültig verabschiedet hat, werden Bäume, Büsche, Hecken, aber auch die Dachbegrünungen mit einem kritischen Blick begutachtet. Dann muss – in den vom Naturschutz vorgegebenen Fristen – auch die Schere angesetzt werden, um Pflanzen „auf Stock zu setzen“ oder durch einen sogenannten Erziehungsschnitt zu neuem Wachstum anzustiften. Was machen die Nachpflanzungen aus dem vergangenen Herbst? 150 Kilogramm Blumenzwiebeln haben die Gärtner in den Boden gesetzt. Nun warten sie gespannt, ob sich die Narzissen, Tulpen und die Krokusse, die beliebten Frühlingsvorboten, wunschgemäß entwickeln und pflanzen bei Bedarf nach.

Bernd Beuchert hat bereits 26 Mal am Flughafen den alljährlichen Wechsel in der Natur erlebt und begleitet: „Ich schätze das Leben und Arbeiten im Rhythmus der Jahreszeiten.“ Sein Team weiß, widrige winterliche Wetterlagen zu meistern, um die Sicherheit bei den Starts und Landungen zu gewährleisten. Umso schöner ist es, wenn im Frühjahr die Natur erwacht: Dann widmen sich die Gärtner wieder verstärkt ihren angestammten Aufgaben und gestalten den Flughafen grüner und bunter.

Quelle: Beitrag Fraport-Themendienst März 2013

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