Als die Boeing 747, der legendäre Jumbo Jet, im Jahr 1969 zum Erstflug abhob, stellte sie alles bisher Dagewesene in den Schatten. Die Boeing 747 war das größte Passagierflugzeug der Welt und galt im Vergleich zu anderen Mustern als besonders sicher. Doch dieses Bild bekam am 20. November 1974 auf tragische Art und Weise Risse. 59 Menschen starben, als an diesem Mittwoch eine Boeing 747 der heutigen AUA-Konzernmutter Lufthansa nur 35 Sekunden nach dem Start vom Flughafen Nairobi abstürzte und in Flammen aufging. Dieses Unglück, das sich nun zum 50. Mal jährt, war zugleich auch der erste tödliche Absturz einer Boeing 747 überhaupt. Ein Schock für Passagiere und Airlines, denn die Boeing 747 hatte bis dahin im Vergleich zu anderen Typen eine ausgezeichnete Sicherheitsbilanz vorzuweisen.
Was aber war geschehen? Die Unfallursache stand rasch fest ‒ fehlender Auftrieb aufgrund nicht ausgefahrener Vorflügel. Schuld sollte der Flugingenieur sein. Doch war es wirklich so simpel? Für die Recherchen zu diesem Werk (sein mittlerweile 16. Buch) ist der österreichische Luftfahrtexperte und Journalist Patrick Huber tief in die Materie eingetaucht. Herausgekommen ist das erste deutschsprachige Buch zum Thema überhaupt, eine einzigartige detaillierte Dokumentation der Ereignisse, auf welche die interessierte Öffentlichkeit sowie Journalistinnen und Journalisten 50 Jahre lang warten mussten.
Dienstag, 19. November 1974, ein kalter Wintertag in Frankfurt am Main. 170 Passagiere boarden den Nachtflug Lufthansa 540, der sie vom kalten Deutschland ins warme Afrika bringen soll. Die erste Etappe des Fluges führt von Frankfurt nach Nairobi, von dort soll es weiter nach Johannesburg gehen. Doch in Südafrika kommt die Boeing 747-130 mit dem Kennzeichen D-ABYB und dem Taufnamen „Hessen“ niemals an. Denn als der Jumbo nach seinem Tankstopp am Morgen des 20. November um 07:54 Uhr Lokalzeit mit 157 Menschen an Bord von der Piste 24 des Flughafens in Nairobi abhebt, geschieht das Unfassbare: Die „Hessen“ beschleunigt nach einem normalen Startlauf nicht mehr weiter und gewinnt einfach nicht an Höhe. Die Piloten und der Bordingenieur, zusammen haben sie rund 27.000 Flugstunden Erfahrung, können sich einfach nicht erklären, was da los ist. Alle vier Triebwerke laufen normal, das Abfluggewicht des Jumbos liegt gut 30 Tonnen unter dem maximal möglichen Startgewicht, die Leistung der Turbinen ist richtig eingestellt. Verwirrung und Ungläubigkeit im Cockpit. „Vibration!“ warnt der Kommandant seinen Kollegen am Steuer. „Alles in Ordnung“, meldet der Flugingenieur nach einem Blick auf seine Triebwerksinstrumente. In nur 30 Meter Höhe endet der Steigflug, dann sackt die Maschine durch. Markerschütternde Alarme ertönen im Cockpit. „Okay, crash“, sind die letzten Worte des Ersten Offiziers, die der Stimmenrekorder aufzeichnet, ehe der Jumbo nach gerade einmal 35 Sekunden in der Luft mit dem Boden kollidiert, in zwei Teile zerbricht und in Flammen aufgeht. Zeugen, die den Unfall beobachtet haben, eilen zur Unglücksstelle, um zu helfen.
Die selbst verletzten Piloten und die überlebenden Flugbegleiter werden zu Helden, retten unter Lebensgefahr unzählige Passagiere aus dem brennenden Wrack. Die zunächst überlebende Flugbegleiterin Rita Maria Selbach (22) kommt dabei um. Erst als heftige Explosionen den Unglücksort erschüttern und meterhohe Flammen ihr den Weg zurück in den Jumbo versperren, muss die Besatzung ihre Rettungsversuche aufgeben. Die traurige Bilanz dieses weltweit ersten Absturzes einer Boeing 747: 59 Tote, über 50 zum Teil Schwerverletzte, Dutzende psychisch Traumatisierte.
Afrikanische, amerikanische und deutsche Unfallermittler nahmen unverzüglich ihre Arbeit auf und konnten die Absturzursache rasch identifizieren: Die Vorflügel, die bei Start und Landung zur Erhöhung des Auftriebs ausgefahren sein müssen, befanden sich bei der „Hessen“ in eingefahrenem Zustand. Deshalb konnte die 747 nach dem Start nicht an Höhe gewinnen. Der offizielle Abschlussbericht machte den Flugingenieur dafür verantwortlich, dass die Klappen nicht ausgefahren waren. Er soll einen schwerwiegenden Fehler begangen haben. Doch war es wirklich so simpel? Schließlich sind Flugunfälle in den meisten Fällen nicht auf einen einzelnen Faktor, sondern auf eine Verkettung von mehreren unglücklichen Umständen zurückzuführen. Und bereits vor dem Absturz des Fluges LH 540 hatte es immer wieder Probleme mit den Vorflügeln der Boeing 747 gegeben. Auch die Lufthansa war betroffen. Doch während andere Airlines ihre Jumbos mit einem zusätzlichen Warnsystem nachrüsteten, verzichtete die Lufthansa auf diese Investition in die Sicherheit …
Mit der von ihm gewohnten Akribie hat Luftfahrtexperte Patrick Huber den letzten Flug des Jumbos mit dem Namen „Hessen“ sowie die Untersuchung des Unfalls bis ins kleinste Detail rekonstruiert, mit Piloten sowie Flugingenieuren gesprochen ‒ und dabei ebenso Erstaunliches wie Brisantes zutage gefördert.
Erhältlich ist das Buch „Lufthansa Flug 540: Der erste Jumbo-Absturz ‒ als die ,Hessen’ von Nairobi ins Verderben startete“ ab sofort über den Webshop des Verlages „Epubli“. Außerdem kann es unter Angabe der ISBN über alle Buchhandlungen sowie diverse Onlineplattformen bezogen werden.
Detailinformationen zum Buch
- Format: A5
- 116 Seiten
- 43 Abbildungen
- Preis Hardcover: EUR 19,99
- ISBN Hardcover: 978-3-759875-25-9
- Preis Softcover: EUR 14,99
- ISBN Softcover: 978-3-759875-28-0
Ich kaufe mir heute das buch. ich bin gespannt, ob die flightreports der „hessen“ betreffend der vorfälle
wg vorflügel erwähnt werden. insbesondere der vorfall in hkg als lh 641! ich werde das überprüfen und dann berichten. auch wie die lh den oberstaatsanwalt müssing nicht unterstützt hat. bis bald
Ich hatte 40 Jahre später die Gelegenheit, mit Joe Sutter, dem Chefkonstrukteur der 747, über den Absturz zu sprechen. Er gestand ein, dass obwohl alles versucht wurde, das Flugzeug so sicher wie möglich zu machen, Konstellationen eintreten können, wo kleine Irrtümer, menschliches Versagen, zu einer Katastrophe führen können. Das ist so, seit Menschen sich in Flugzeugen durch die Luft bewegen.