Austrian Airlines meldet für 2020 einen Verlust von 319 Mio. Euro

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Foto: Austrian Airlines

Die Corona-Krise und der dreimonatige Stillstand des Flugbetriebes haben das Austrian Airlines Jahresergebnis im Jahr 2020 tief in die roten Zahlen gedrückt. Im Corona-Jahr fliegt die österreichische Airline deshalb einen Verlust von -319 Millionen Euro ein. Im Vergleich dazu schrieb Austrian 2019 noch schwarze Zahlen, mit einem Adjusted EBIT von 19 Mio. Euro. Der pandemiebedingte Passagierrückgang von 79 Prozent auf 3,1 Mio. Passagiere hat den Steigflug der Passagierzahlen der heimischen Airline jäh ausgebremst.

„Der Stillstand des Flugbetriebes in 2020 hat natürlich auch zu einem Stillstand am Konto von Austrian Airlines geführt. Diese Krise – in die wir unverschuldet gekommen sind – hat uns aus einer finanziell stabilen Situation in die herausforderndste Zeit in der Geschichte der Luftfahrt katapultiert, die wir ohne Kredite, staatliche Hilfen und Unterstützung durch Beiträge von Mitarbeitern, Lieferanten und Systempartnern nicht überstehen könnten“, erklärt Austrian Airlines Vorstandsvorsitzender Alexis von Hoensbroech.

Alle Ergebnisse im Detail

Der Weg zurück in die Normalität ist und bleibt für Austrian Airlines kein einfacher. Als 2020 nach 100 Tagen Pause Mitte Juni der Flugbetrieb wiederaufgenommen wurde, entwickelten sich die Buchungen rasant und das Angebot stieg rasch auf rund 30 Prozent an. Doch schon im September des Vorjahres bekam der heimische Carrier wieder von der Pandemie die rote Karte präsentiert. Der Anstieg der Infektionszahlen sowie die vielen neuen Reiserestriktionen und erneuten Lockdowns haben die Aufwärtsentwicklung der Austrian sowie der gesamten Luftfahrtbranche ausgebremst.

Im Gesamtjahr 2020 ist der Umsatz der heimischen Airline deshalb um 78 Prozent auf 460 Millionen Euro gefallen (2019: 2.108 Mio. Euro). Die Gesamterlöse sind um 69 Prozent auf 672 Millionen Euro gesunken (2019: 2.181 Mio. Euro), darin enthalten sind u.a. die 150 Mio. Euro Katastrophenbeihilfe, die die heimische Airline von der österreichischen Regierung zur Krisenbewältigung erhalten hat. Im selben Zeitraum konnten die Gesamtaufwendungen um 54 Prozent auf 991 Millionen Euro reduziert werden (2019: 2.164 Mio. Euro). Schnelle Entlastung auf der Cash-Seite haben neben der Kurzarbeit auch Steuer- und Abgaben-Stundungen gebracht. Mit umfassenden Sparmaßnahmen konnte der durchschnittliche Liquiditätsabfluss der rot-weiß-roten Airline von 1-2 Mio. Euro pro Tag auf zuletzt 0,5-1 Mio. Euro pro Tag reduziert werden. Die Liquidität bleibt damit auch weiterhin trotz geringerer Produktion über Business Plan. Das Adjusted EBIT, welches Bewertungsgewinne/-verluste aus Flugzeugverkäufen bzw. -bewertungen exkludiert, hat -319 Millionen Euro betragen. Dieses beinhaltet jedoch als Sondereffekt die Verbuchung der 150 Mio. Euro Katastrophenbeihilfe. Ohne diesen Effekt wäre das Adjusted EBIT bei -469 Mio. Euro gelegen. Das EBIT betrug im Gesamtjahr 2020 historische -379 Mio. Euro.

Der Umsatz im vierten Quartal von Oktober bis Dezember ist um 91 Prozent von 496 Millionen (2019) auf 46 Millionen Euro eingebrochen. In diesem Zeitraum haben sich die Gesamterlöse um 59 Prozent auf 207 Millionen Euro reduziert (4. Quartal 2019: 503 Mio. Euro). Dieser Betrag enthält jedoch die 150 Mio. Euro Katastrophenbeihilfe, die im Dezember verbucht wurde. Die Gesamtaufwendungen haben sich im selben Zeitraum um 63 Prozent auf 185 Millionen Euro reduziert (4. Quartal 2019: 503 Mio. Euro). Aufgrund der Katastrophenbeihilfe liegt das Adjusted EBIT von Oktober bis Dezember mit +22 Mio. Euro über Vorjahr (4. Quartal 2019: 1 Mio. Euro), bereinigt um die Katastrophenbeihilfe hätte das Adjusted EBIT im vierten Quartal 2020 bei -128 Mio. Euro gelegen.

Zum Stichtag 31. Dezember 2020 lag der Personalstand von Austrian Airlines bei 6.443 Mitarbeiter:innen, was einem Minus von rund 550 Mitarbeiter:innen bzw. acht Prozent entspricht (31. Dezember 2019: 6.989). Die Reduktion erfolgte durch natürliche Fluktuation sowie Nicht-Nachbesetzung von Stellen und das Auslaufen von befristeten Dienstverträgen.

Strukturelle Maßnahmen vorangetrieben und weitere Schritte in Prüfung

Der Fokus der rot-weiß-roten Airline liegt weiterhin darauf, mit eiserner Spardisziplin die Liquidität kurzfristig abzusichern und langfristig die Rückzahlung der staatlich-besicherten Kredite zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang prüft die Airline aktuell, welche zusätzlichen Maßnahmen dafür erforderlich sind und ob von den rund 60 Flugzeugen, welche nach der Krise noch in Betrieb sein sollen, weitere auf längere Zeit stillgelegt werden sollten. Auch strukturell konnten in den letzten Monaten bereits einige Anpassungen vorgenommen werden. So wurde die angekündigte Schließung der Bundesländer Technik-Basen bzw. der Passagierabfertigung in einigen österreichischen Bundesländern vorangetrieben. Bei der Passagierabfertigung wurden die Stationen Salzburg und Klagenfurt geschlossen. An den Technik-Stationen in Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck wurde im Dezember bzw. Jänner die Wartungsarbeit eingestellt und die Basen aufgelöst. Die betroffenen 42 Techniker haben Wechselangebote nach Wien erhalten.

Zusätzlich schreitet die Flottenredimensionierung voran, und es konnten die Mehrzahl der Dash Flugzeuge abgegeben werden. Vor Kurzem wurden auch die drei ältesten B767 Langstreckenjets verkauft. Der Verkauf der sieben A319 Flugzeuge ist weiterhin geplant. Ein Großteil der Verkaufserlöse fließt direkt in die Rückzahlung der staatlich-besicherten Kredite.

Blick auf Passagierentwicklung und Auslastung

Besonders drastisch lässt sich die Gesamtsituation der Luftfahrt am Passagierrückgang im vergangenen Jahr messen. Im Gesamtjahr 2020 sind um 79 Prozent weniger Passagiere mit Austrian Airlines geflogen. In absoluten Zahlen sind das 3,1 Millionen Passagiere im Gesamtjahr 2020 (2019: 14,6 Mio.). Die angebotenen Sitzkilometer (ASK) sind um 75 Prozent auf 7,1 Millionen zurückgegangen (2019: 28,5 Mio.). Die Auslastung im Gesamtjahr hat 61,9 Prozent betragen, was einem Rückgang von 18,9 Prozentpunkten entspricht (2019: 80,8 Prozent). Aktuell liegt sie bei rund 55 Prozent im Durchschnitt seit Jahresbeginn.

„Es muss uns 2021 gelingen, wieder deutlich mehr Fluggäste an Bord zu begrüßen und damit langsam und mit Geduld den Weg zurück zur Reisefreiheit zu beschreiten. Die Reiselust ist sicherlich schon jetzt vorhanden“, erklärt von Hoensbroech. In diesem Zusammenhang spricht sich die Airline weiterhin für einheitliche Einreiseregelungen, zumindest innerhalb der EU, aus.

Planung für Sommer 2021 unter erschwerten Bedingungen

Austrian hat stets betont, dass der Sommer 2021 entscheidend für das Überleben der rot-weiß-roten Airline sein wird. „Wir sehen erste positive Buchungsbewegungen für die heurige Urlaubssaison“, erklärt Vertriebsvorstand Michael Trestl. „Das stimmt mich vorsichtig zuversichtlich. Dennoch müssen wir weiterhin auch Maßnahmen zur Gegensteuerung vorbereiten“, ergänzt er. Die Produktion für die Hochsaison soll zwischen 50 und 70 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenangebot liegen. „Wir gehen davon aus, dass sich im Ferienflugprogramm Sommer 2021 bereits gewisse Nachholeffekte zeigen werden. Genau aus diesem Grund wurde das Angebot auch entsprechend aufgestockt.“ Aufgrund der dynamischen Entwicklungen wird der Flugplan weiterhin laufend überprüft und bei Bedarf angepasst.

Reisefreiheit durch Gesundheitspass

„Die Entscheidung zu einem digitalen Gesundheitspass, wie beispielsweise dem ‚Grünen Pass‘, den Bundeskanzler Kurz vorgeschlagen hat, sollte lieber heute als morgen gefällt werden“, sagt AUA-Vorstand von Hoensbroech. Gemeinsam mit dem Flughafen Wien habe man bereits im Vorjahr aufgezeigt, wie einfach ein Testkonzept für Reisende umzusetzen ist. Die heimische Airline geht davon aus, dass es aufgrund der langsamen Impfrate auf jeden Fall eine Zeit lang eine Doppelstrategie von Impfen und Testen geben muss und viele Länder einen negativen Test oder Impfnachweis als Voraussetzung für die Einreise festlegen. „Ein europaweiter Gesundheitspass wird der Türöffner für die Sommersaison 2021. Dieser muss unbedingt digital und international anerkannt sein, noch besser wäre selbstverständlich eine global einheitliche Lösung“, hält der AUA CEO fest.

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Quelle: PM AUA