Die japanische Fluglinie ANA kann in der ausklingenden Covid-19-Pandemie bereits wieder von der Erholung der japanischen Wirtschaft und der vermehrten Nachfrage nach Flugreisen vor allem im Inland profitieren. Das Unternehmen schloss das zurückliegende Geschäftsjahr (1. April 2021 bis 31. März 2022) mit einem Nettoverlust von umgerechnet etwa 1,06 Milliarden Euro ab, rechnet aber durch die anhaltende Erholung und ein rigides Kostenmanagement mit einer Rückkehr in die Gewinnzone im laufenden Geschäftsjahr. Das Unternehmen legte heute in Tokio die Bilanzzahlen vor, demnach erreichte die ANA Holding Inc. einen Gesamtumsatz von umgerechnet etwa 7,53 Milliarden Euro. Bei Betriebsausgaben von umgerechnet etwa 8,8 Milliarden Euro landete das Unternehmen bei einem Betriebsverlust von umgerechnet 1,28 Milliarden Euro. Auch bei internationalen Flügen gibt es Anzeichen für eine Erholung der Nachfrage, da die Einreisebeschränkungen allmählich gelockert werden.
„Die anhaltende Konzentration auf die Senkung unserer Betriebskosten zusammen mit der Erholung im Inlandsverkehr, dem starken Frachtumsatz und den günstigen Bedingungen für das Wachstum des internationalen Verkehrs lassen ein besseres Geschäftsjahr 2021/22 erwarten“, sagte Kimihiro Nakahori, Executive Vice President und CFO der ANA-Gruppe. „Obwohl das vergangene Jahr eine Herausforderung war, bin ich sehr stolz darauf, wie alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den letzten zwei Jahren reagiert haben. Wie sie ihre Aufgaben hervorragend erfüllt und die ANA Gruppe sehr gut für die Zukunft positioniert haben. Durch ihren Einsatz und ihre Inspiration sind wir zuversichtlich, dass wir weitere Fortschritte und Verbesserungen in allen Bereichen unseres Unternehmens erzielen werden.“
Trotz der erheblichen Beeinträchtigung durch die Covid-19-Pandemie stieg die Passagiernachfrage im Vergleich zum Geschäftsjahr davor deutlich an. Auch dank der starken Frachtnachfrage, die zu rekordverdächtigen Einnahmen führte, übertrafen die Betriebseinnahmen den gleichen Zeitraum des Vorjahres deutlich. Die ANA Gruppe verzeichnete zwar immer noch einen Betriebsverlust, aber die Senkung der Fixkosten – zum Beispiel der Personalkosten sowie Abschreibungs- und Wartungskosten – hat die Verluste begrenzt und die Gewinnlage im Vergleich zum Vorjahr verbessert. ANA, das wichtigste Einzelunternehmen der Gruppe, wurde bei den Skytrax World Airline Awards 2021 mit insgesamt vier prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet, darunter die wiederholte Anerkennung für die weltweit beste Sauberkeit in der Kabine. Außerdem wurde die Airline vom Reisedaten- und Analyseunternehmen Cirium für außergewöhnlichen Service und die hohe Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit im Jahr 2021 mit dem weltweit ersten Platz ausgezeichnet.
Im internationalen Passagierverkehr war die Nachfrage nach Reisen in allen Regionen aufgrund des Wiederauftretens von Covid-19-Fällen und der Verbreitung neuer Varianten weiterhin rückläufig. Die Einnahmen und die Zahl der Passagiere stiegen jedoch im Vergleich zum Vorjahr aufgrund einer allmählichen Erholung der Nachfrage bei den Geschäftsreisen –vor allem bei Expatriates, die zwischen Japan und Übersee reisen. Die Fluggesellschaft beförderte auf ihren internationalen Strecken insgesamt 825.000 Passagiere und erreichte ein Umsatzplus von 56,8 Prozent in diesem Segment im Vergleich zum Vorjahr. Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine wurden die Strecken Tokio/Haneda – London sowie Tokio/Haneda – Paris ab März dieses Jahres wieder ausgesetzt. Die Strecken Tokio/Haneda – Frankfurt und Tokio/Narita – Brüssel werden jedoch weiterhin bedient, wobei alternative Flugrouten zur Umgehung des russischen Luftraums genutzt werden. ANA hat damit begonnen, ab Juli 2021 mehrere Nordamerika-Routen von Tokio/Haneda auf den Flughafen Tokio/Narita zu verlegen, um die Verbindungen im Streckennetz von Asien aus zu optimieren. Insgesamt blieben die Umsätze und die Zahl der Passagiere auf etwa 10 Prozent des Niveaus vor Covid-19, doch die Lockerung der Einreisebeschränkungen nach Japan setzt jetzt einen Aufwärtstrend.
Während in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres aufgrund eines Anstiegs der Covid-19-Fälle in Japan wiederholt der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, beobachtete die Airline seit der Aufhebung Ende September 2021 eine Erholung der Nachfrage im innerjapanischen Passagierverkehr. Infolgedessen waren sowohl die Zahl der Fluggäste als auch die Einnahmen im dritten Quartal (Oktober-Dezember) die höchsten in einem Quartal seit Beginn der Pandemie. Im vierten Quartal ging die Nachfrage aufgrund der Ausbreitung neuer Covid-19-Varianten und der geltenden Quasi-Notstandsmaßnahmen erneut zurück. Ab Mitte März dieses Jahres begann sich die Nachfrage jedoch wieder stark zu erholen, da die Aufhebung der Maßnahmen erwartet wurde. Infolgedessen stiegen sowohl die Zahl der beförderten Passagiere als auch die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum: Das Unternehmen beförderte 17,96 Millionen Passagiere, erreichte im Inland einen Sitzladefaktor von 47,8 Prozent und konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 37,8 Prozent steigern.
Im Frachtverkehr laufen die Geschäfte des Luftfahrtunternehmens anhaltend gut: Die robuste Nachfrage ist zu einem guten Teil auf die Verlagerung von Transportdienstleistung auf den Luftverkehr als Folge der Überlastung des Seeverkehrs zurückzuführen. ANA hat die Frachtflugzeuge voll ausgelastet und Boeing 777F-Frachter auf den Strecken Tokio/Narita – Los Angeles im April 2021, Tokio/Narita – Hongkong und Tokio/Narita – Taipeh im Oktober 2021 sowie auf der Strecke Tokio – Qingdao im November 2021 eingeführt. ANA reagierte auch aktiv auf die starke Nachfrage, indem Passagierflugzeuge für Frachtflüge eingesetzt wurden und Güter wie Autoteile, Halbleiter, elektronische Geräte und Impfstoffe transportierten. Infolgedessen verzeichnete ANA in diesem Geschäftsjahr die höchsten internationalen Frachtumsätze aller Zeiten. Allein im internationalen Frachtverkehr konnte ANA den Frachtumsatz mit etwa 2,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln. Auch im Inlands-Frachtverkehr stiegen die Umsätze um knapp 20 Prozent.
Bei der Low Cost Airline Peach Aviation der ANA Gruppe übertrafen das Passagieraufkommen und der Umsatz vor allem im dritten Quartal (Oktober bis Dezember) des Geschäftsjahres sowie im März 2022 die Werte vor Covid-19. Peach führte neue Strecken ein wie Osaka/Kansai – Memanbetsu im Juli 2021 und Fukuoka – Ishigaki im Oktober 2021. Peach will parallel zur Erholung der Nachfrage das Netz weiter ausbauen. Alle internationalen Strecken sind derzeit wegen der anhaltenden Einwanderungsbeschränkungen in einer Reihe von Ländern ausgesetzt.
In ihrem Ausblick auf das gerade begonnene Geschäftsjahr geht die ANA Gruppe davon aus, dass die Auswirkungen von Covid-19 auf die Geschäftsentwicklung erheblich bleiben werden. Es gibt jedoch weitere Anzeichen für eine Erholung im Luftverkehr, da die Notstandsmaßnahmen in Japan im März aufgehoben und die Einreisebeschränkungen in verschiedenen Ländern gelockert wurden. Die Gruppe kündigt an, für das Geschäftsjahr 2021 keine Dividende auszuschütten und plant auch für das nächste Geschäftsjahr keine Dividendenausschüttung, da das Unternehmen in den letzten beiden Jahren in einem beispiellos schwierigen Geschäftsumfeld einen erheblichen Verlust verzeichnete.
