LUFTPOST: Der Snowden Effekt und der Luftverkehr

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Andreas Fecker Foto: Bildarchiv Fecker

Der Snowden Effekt und der Luftverkehr

Was bleibt, wenn Edward Snowden aus den Schlagzeilen verschwindet? Wenn die gespielte Entrüstung von Opposition, Regierung und Ex-Regierung im Wahlkampf-Mode bei den Wählern auf Überdruss stößt? Denn natürlich wurden seit Jahrzehnten Daten gesammelt und wichtige Erkenntnisse unter den befreundeten Staaten ausgetauscht.

Als Matthias Rust einst die russische Flugabwehr narrte und mit seiner geliehenen Cessna 172 auf dem Roten Platz landete, machte er mitten im Kalten Krieg öffentlich, dass das russische Frühwarnsystem nichts taugte. Das wussten damals bereits die Amerikaner, das wussten mit Sicherheit auch die Russen selbst, aber nun war es öffentlich. Nun wussten beide Seiten, dass es der jeweils andere weiß und nun musste die Flugabwehr des Riesenreichs auch nach außen sichtbar technisch aufgerüstet werden. Übrigens reklamierte auch Rust hehre Ziele wie den Weltfrieden für seine Unternehmung.

Der nun öffentlich gemachte Skandal um die Abhörpraktiken der verschiedenen Geheimdienste aus Ost und West und Süd und Nord hat einen Scherbenhaufen im Sicherheitsgefühl der Bevölkerung hinterlassen. Kriminelle und Terroristen sind sich spätestens jetzt bewusst, welche Kommunikationsmittel sie nicht mehr benutzen können. Die vorbeugende Aufklärung dürfte in Zukunft schwieriger werden, weil die Zellen noch autonomer und selbständiger handeln werden. Die Sicherheit, in der wir uns wiegen konnten, ist erst einmal dahin.

Der Fall Snowden dürfte aber auch Strahlwirkung bis in den Luftverkehr haben. Im vergangenen Jahrzehnt haben Konzerne, Konsortien, Banken und sogar mittelständische Unternehmen immer mehr auf Dienstreisen zu ihren Partnern verzichtet und stattdessen auf Videokonferenzen gebaut. Anstatt sich ins Flugzeug zu setzen und nach Singapur zu fliegen, griff man mal schnell zum Telefonhörer und rief die Partnerfirma in Fernost an. Mancher Mutterkonzern schaltete sogar jeden Tag zu einer bestimmten Zeit eine Videokonferenz mit seinen Tochterunternehmen, in welcher Strategien, Erfolge und Probleme erörtert wurden. VOIP, Voice over IP ermöglichte die digitale Kommunikation über das Internet quasi zum Nulltarif. Wie praktisch für den ‚Freund‘, der mithört. Wie praktisch vor allem für die Konkurrenz. Friendly Intelligence nennt man das beschönigend. So mancher Geheimdienstler hat sich da womöglich mit einem Tipp einen Nebenverdienst geschaffen.

Nun werden sich Politiker, Chefs, Abteilungsleiter, Sicherheits- und Computerexperten überlegen, ob es nicht besser und sicherer ist, wichtige Dokumente, Pläne, Konstruktionszeichnungen, Analysen, Formeln, Programme etc. selbst oder per Kurier an den Bestimmungsort zu bringen, beziehungsweise mit den Partnern von Angesicht zu Angesicht verhandeln. Vorausgesetzt, die Konferenzräume sind nicht verwanzt. Die Luftfahrtindustrie wird’s freuen.