Luftpost 288: Windmühlen

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

Erinnern Sie sich noch an Rosinante? Oder an Sancho Panza? Nein? Aber doch sicher an Don Quijote, auch genannt der Ritter von der traurigen Gestalt. Auf spanisch heißt er Don Quijote de la Mancha und in Madrid hat man ihm sogar ein Denkmal gesetzt. Warum? Es war wohl eher der Autor des Buches, Miguel de Cervantes, den man damit ehren wollte. Die bekannteste Episode daraus ist Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen, denn der technische Fortschritt trieb ja den Machtverlust der Aristokratie voran. Die Menschen im 17. Jahrhundert waren von dem vergeblichen Kampf des furchtlosen Ritters gegen die gnadenlose Technik fasziniert. Das Anrennen Don Quijotes gegen den Feind mit den drehenden Flügeln bewegte die Volksseele. Heute, 400 Jahre später, rennen viele Bürger wieder gegen Windräder an. Dabei sollen sie doch sauberen Strom an die Steckdosen der Häuser liefern.

Die Energiewende soll unser Land mit Sonne, Wind und Wasser sicherer und zukunftsfähiger machen. Besonders Norddeutschland und das Watt (!) hatten Wind im Überschuss, und den kann man „ernten“ und als Strom durch die Leitungen in den Rest der Republik schicken. Im Süden bläst zwar auch Wind, aber hier herrschte auch ein tapferer Ritter und Windmühlengegner, ein bayerischer Don Quijote, nicht „de la Mancha“, sondern „de la München“. Und der setzte in seinem Freistaat Abstandsregeln durch, die es praktisch unmöglich machten, in Sichtweite eines noch so einsamen Gehöfts eine Windmühle aufzustellen, die die Region mit Strom versorgen könnte. Und gegen große Strommasten, die den Nordwind nach Süden bringen sollten, hatte er auch was.

Drehfunkfeuer der DFS – Foto: DFS

Weitere Abstandsregeln der Flugsicherung kamen ihm zu Hilfe. 15 km im Umkreis eines Funkfeuers geht gar nichts. Auch zivile und militärische Radarsensoren werden durch Windmühlen gestört. Während in Norddeutschland verdichtete Windparks mit bis zu hundert WEA’s stehen, werden im bayerischen Freistaat nur vereinzelt Windenergieanlagen zu finden sein. Traditionell waren die jeweiligen bayerischen Ministerpräsidenten alles andere als Technikhasser. Mit Laptop und Lederhosen machten sie sich schon ausgangs des letzten Jahrhunderts für das dritte Jahrtausend stark. Aber die Heimatliebe überwog dann doch und man wollte nicht ’neben jedem Gipfelkreuz ein Windrad sehen müssen“, so wird kolportiert. Nicht zuletzt aus Angst um die dramatisch schwindende Gunst der CSU-Wähler.

Windpark bei Husum – Bildarchiv Fecker

Nun folgt ein Erwachen zu einer Klimakrise, die Grünen sind sogar in Bayern stark wie nie, und die alternativen Energien sind populär. Doch während sich in der Bundesrepublik inzwischen ca. 30.000 Windräder drehen und sauberen Strom liefern, haben ausgerechnet Umweltschützer das Lager gewechselt und beklagen den Tod von 8.000 Mäusebussarden, 11.000 Möwen und 12.000 Stockenten durch langsam drehende Windräder. Dass sich europaweit jeden Tag 240.000 Vögel an Glasscheiben von Häusern den Hals brechen, was hochgerechnet 90 Millionen Tiere im Jahr sind, wird offenbar stillschweigend in Kauf genommen.

Der Mensch ist eben ein Störfaktor auf dieser Erde, dem 1. Buch Mose, Vers 1,28 zum Trotz. Dort heißt es: „Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und unterwerft sie. Waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“

Andreas Fecker