Luftpost 285: Fliegender Tierschutz

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Andreas Fecker

George McGuire (Name geändert) bewarb sich nach seiner Karriere als Hubschrauberpilot in der Armee beim Südafrikanischen Nationalpark Service als Ranger. Sein Job war es, wochentags durch die Parks zu fliegen, Tiere zu zählen, kranke Tiere aufzuspüren, gelegentlich auch um GPS-Sender bei Großtieren anzubringen. Zunehmend besteht aber die Haupttätigkeit der Park Ranger die Tiere vor skrupellosen Wilderern zu schützen. Besonders das Nashorn ist bereits im Bestand gefährdet. Über die Jahre wurden zehntausende von ihnen erlegt, nur ihres Hornes wegen. Den Kadaver lässt man achtlos verrotten. Bei der derzeitigen Kill-Rate ist das afrikanische Nashorn voraussichtlich im Jahr 2025 ausgerottet.

Das Horn besteht aus Keratin, eine Substanz ähnlich wie Pferdehufe oder unsere Fingernägel. Es ist chemisch komplex, enthält große Mengen an Schwefel, Aminosäure, Zystein, Tyrosin, Histidin, Lysin, Kalziumkarbonat und Kalziumphosphat. Schon seit 2000 Jahren gewinnt die Traditionelle Chinesische Medizin daraus Pulver, dem man heilende Wirkung zuschreibt. Es soll bei Fieber und Rheumatismus helfen, bei Schlangenbissen, Halluzinationen, Typhus, Kopfschmerzen, Erbrechen, Lebensmittelvergiftung und sogar gegen Teufelsbesessenheit. Hier merkt man bereits, dass zumindest die Quacksalber unter ihnen den Boden der Seriosität längst verlassen haben. Relativ neu ist, dass dem Horn fälschlicherweise auch aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wird, was den Preis in schwindelerregende Höhen treibt. Besonders in Südostasien sitzt man diesem Irrglauben auf. Der Preis für das Horn liegt inzwischen bei rund 60.000 US Dollar. Pro Kilo!

Nashörner in einem Tier-Reservat bei Johannesburg – Foto: Fecker

Mafiöse Geschäftemacher rüsten die Wilderer mit modernster Technik aus, von Nachtsichtgeräten über Radar und großkalibrige Präzisionswaffen. Parkverwaltung, Polizei und Armee können da kaum noch mithalten. Setzen die Ranger Drohnen zur Überwachung ein, werden diese elektronisch gestört oder ganz einfach abgeschossen. Bewaffnete Ranger benutzten Hubschrauber, um Wilderer aufzuspüren, nutzen im Anflug Bäume, Gebüsch und Täler als Deckung um sie notfalls im Feuergefecht zu stellen. Die Helikopter-Sparte von Airbus unterhält zwischen Johannesburg und Pretoria ein Werk, wo Hubschrauber für ihre jeweiligen zivilen oder militärischen Aufgaben ausgerüstet werden.

Airbus Helicopter der Park Ranger – Foto: South African National Parks

Doch der Kampf ist personell ungleich. Die Nashornjäger sind so arm, gleichzeitig ist der Verdienst ist so lukrativ, dass sie bewusst ihr Leben riskieren. Sie scheuen auch nicht davor zurück, Hubschrauber zu beschießen um davonzukommen. Nashörner sind leichte Beute, weil sie schlecht sehen. Ist eines erlegt, wird mit der Motorsäge das Horn abgetrennt, den Rest überlässt man den Hyänen.  So wird der afrikanische Staat in einen nicht erklärten Krieg zur Rettung der Nashörner gezwungen. Und Piloten wie George McGuire, die eigentlich nur als Heger und Pfleger Afrikas Tierwelt schützen wollten, riskieren täglich ihr Leben. Dazu passt auch die Meldung des WWF von vergangener Woche: Der weltweite Waldtierbestand, ist um 50% zurückgegangen. Der Mensch muss also nicht nur Nashörner und Elefanten schützen, sondern auch unsere Wälder und das Leben darin.

Andreas Fecker