Luftpost 283: From Bottle to Throttle

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Wein oder Champagner? – Foto: Fecker

Mann, Mann, Mann, wie die Zeit vergeht! Anfang Dezember 2014 geriet Korean Air Lines in die Schlagzeilen, weil ein Flugbegleiter der Tochter des Chefs in der Ersten Klasse Macadamia Nüsse in der Verpackung serviert hatte, und nicht geöffnet und vorgewärmt in einem Schälchen. Die Lady vollführte wegen dieser Lappalie einen Veitstanz, schlug den Flugbegleiter und ließ ihn noch vor dem Start in New York aus dem Flugzeug werfen. Möge er zusehen, wie er nach Seoul komme. Später musste sie sich mit einem öffentlich übertragenen tiefen Kotau bei dem Flugbegleiter entschuldigen.

Nun ist bei Korean wieder etwas passiert, was der Airline höchst negative Schlagzeilen beschert: Der Captain einer Maschine von Seoul nach Amsterdam versuchte, sich in der Galley ein Glas Champagner vom Tablett zu nehmen, das für die Premium-Passagiere als Begrüßungsschluck vorbereitet war. Ein Flugbegleiter erinnerte ihn daran, dass er nicht trinken dürfe. Es würde auch bei den Passagieren keinen guten Eindruck machen. Der Captain schlug daraufhin vor, ihm den Champagner in einen Pappbecher umzufüllen. Auch das wurde ihm verweigert. Während des Flugs versuchte der Captain wiederholt, sich einen Becher Wein ins Cockpit bringen zu lassen. Jetzt meldete der Flugbegleiter den Vorfall dem Kabinenchef. Anschließend kam es zu einer Auseinandersetzung, die den Premium Passagieren nicht verborgen blieb.

Weltweit gilt die Regel für Piloten und Kabinencrew, dass mindestens acht Stunden zwischen dem Konsum von Alkohol und dem Antritt eines Fluges liegen müssen. In manchen Ländern sind es sogar zwölf. Auch während der Bereitschaftszeit gilt ein Alkoholverbot. Bottle to Throttle nennt man das in Fliegerkreisen, von der Flasche zum Gashebel. Im Bereich der EASA gilt außerdem zu den acht Stunden eine 0,2 Promillegrenze. Damit Schlaumeiern die wörtliche Auslegung des Verbots von vorne herein verbaut wird, gilt das Alkoholverbot für Besatzungsmitglieder ausdrücklich auch nach Antritt des Fluges.

Wie reagierte die Korean Air Lines auf diesen jüngsten Fall von versuchtem Alkoholmissbrauch am Steuerknüppel? Der Captain erhielt vom Management eine mündliche Ermahnung. Der Kabinenchef hingegen wurde degradiert, weil er die Autorität des Captains nicht anerkannt und durch den Streit an der Cockpittüre dem Ansehen der Airline in der Öffentlichkeit geschadet habe. Fidele Zustände auf der koreanischen Halbinsel!

 

Andreas Fecker