Luftpost 280: Denkmal

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Andreas Fecker – Foto: Fecker

Teneriffa, Smolensk, Mannheim, München, Überlingen, Mailand, Mont Sainte Odile, Peggy’s Cove, Ramstein, Gonesse, Takamagahara, Lexington, Los Angeles, all diese Orte haben eines gemeinsam, sie waren Schauplätze von Flugzeugkatastrophen. Eine weitere Gemeinsamkeit sind Gedenkstätten, Denkmäler, Kapellen, Schreine, Stelen, Tafeln, Plaketten und Inschriften, die an die Menschen erinnern, welche dort ihr Leben verloren haben. Wer sich nun einen kaltherzigen Airline-Chef vorstellt, der mit Blick auf die Aktionäre versucht, mit der Einweihung eines Denkmals und einer Trauerrede wieder zur Tagesordnung überzugehen, denkt zu kurz. Ein solches Denkmal ist ein Ort für Angehörige, die mit dem Unglück abschließen wollen, ein Ort der Trauerarbeit, eine Pilgerstätte, um einen Jahrestag zu begehen, jeder auf seine Weise. Es ist aber auch gleichermaßen ein Mahnmal für Piloten, Fluglotsen, Ingenieure, ein Ort, zu dem ein Technik-Chef seine Mitarbeiter führen kann, um sie zu gewissenhafter Arbeit zu motivieren: Denk mal darüber nach, was passieren kann, wenn Du deinen Job nicht gewissenhaft machst! Denk mal an die Familien, die ihren Vater verlieren könnten, an die Kinder, deren Mutter nie mehr zurückkommt, nur weil Du mal nicht mit dem Kopf bei der Sache bist …
Andreas Fecker

Denkmal für Comair 5191 in Lexington, KY – Foto: Blackappy

4 Antworten zu “Luftpost 280: Denkmal”

  1. Joachim Mahrholdt sagt:

    Reserviere mir bitte ein Exemplar, lieber Andy! Herzlich Jochen

  2. Joe sagt:

    Ich war in Paris und habe das Denkmal von der AF447 gesehen….das geht ganz tief in den Bauch rein!!!!

    ….und macht sehr, sehr nachdenklich!!!

    Gleichzeitig inspiriert es seinen Job noch ernster zu nehmen und lieber dreimal hinschauen… crosscheck, doppelcheck, eurocheck, spotcheck…..

  3. Andreas Fecker sagt:

    Mein eigener Artikel hat mich an eine Situation erinnert, in der ich als Wachleiter auf dem Tower ans Telefon gerufen wurde. Während des Gesprächs spitzte sich die Verkehrsdichte zu, der Auszubildende am Mikrofon überschätzte seine Kapazität und lud sich noch mehr Verkehr auf. Als ich das Telefonat beendete, setzten mehrere Maschinen zur Landung an. Eine Maschine flog dabei in entgegengesetzter Richtung auf die Piste zu. Sie war zu spät von der Anflugkontrolle an den Tower übergeben worden und hatte zuerst die falsche Frequenz gerastet. Ich konnte die Situation zwar auflösen, aber das war ein Moment, in dem ich mich hatte ablenken lassen und mit dem Kopf nicht bei der Sache war. Nicht umsonst waren private oder unwichtige Anrufe in Kontrollräume verpönt, und nicht umsonst werden sie aufgezeichnet. Auch über 30 Jahre später verfolgt mich diese Situation im meinen Träumen.

  4. Frank Schüler sagt:

    Lieber Andy,
    bin schon sehr gespannt auf Dein neues Buch. Habe es mit Vorfreude bereits vor Wochen vorbestellt. Ich war auch mal in einer brenzligen Situation als verantwortlicher Stationsleiter nach einem Landeunfall einer Cirrus Airlines Maschine am Mannheimer City Airport. Obwohl ich gar nichts dafür konnte und ich mich eigentlich schon im Urlaub befand, fühlte ich mich aus irgendeinem Grund mit verantwortlich. Ich konnte dieses Trauma nur überwinden, in dem ich am nächsten Tag mit allen Passagieren persönlich sprach als sie ihr Gepäck abholten. Niemand wurde ernsthaft verletzt. Dennoch hat mich das noch lange verfolgt.
    Grüße aus dem spanischen Urlaubsdomizil.
    Frank