Luftpost 266: Von CEO zu CEO

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Foto: Fecker

Alex Jacquot ist CEO der australischen Airline “Oceania Express“. Eigentlich existiert die Airline bisher nur auf dem Papier, und branchenübliche Gehälter werden auch noch nicht ausbezahlt, denn Mr. Jaquot ist erst 10 Jahre alt und geht noch zur Schule. Doch Mr. Jaquot hat große Pläne. Und weil er gerade Ferien hatte, arbeitet er an der Markteinführung der Oceania Express. Er ernannte zwei Freunde als Executives und schrieb einen Brief an Alan Joyce, CEO von Qantas Airways. Nachdem er zuvor darum gebeten hatte, trotz seines Alters ernst genommen zu werden, fragte er um Rat. Er berichtete, dass sie als Gründer bereits wüssten, welche Flugzeuge sie brauchten, welche Flugnummern und dass sie sich schon Gedanken über das Catering gemacht hätten. Als Chief Executive habe er auch bereits einen Leiter der Finanzabteilung, einen Technikchef, einen Leiter für die IT, jemand für den Bord-Service und für die Rechtsabteilung. Sein bester Freund Wolf ist Vize-CEO und Mitbegründer. Nun aber wisse Jaquot nicht, wie es weiterginge. Sie planten einen Non-Stop-Service von Sydney und Melbourne nach London. Da dies aber ein 25 Stunden-Flug sei, machten sie sich Gedanken über den notwendigen Schlaf von Passagieren und Besatzungen.

Die Eltern des kleinen Alex staunten nicht schlecht, als kurz darauf die Antwort von Qantas kam, und zwar wie sich das gehört, von CEO zu CEO. Der Chef der Qantas berichtete, dass er gerüchteweise von einer neuen Airline gehört habe, die am Markt auftreten möchte, und dass es natürlich nicht zu seinen Aufgaben gehöre, einem Wettbewerber Ratschläge zu geben. Sicher hätte auch sein frisch ernannter Rechtsbeistand etwas dazu zu sagen. Aber er wolle mal eine Ausnahme machen, denn auch er sei einst ein Junge gewesen, der große Träume vom Fliegen hatte.

Also gab er auch konkrete Tipps zu Sicherheit und Passagierkomfort. Und schließlich folgte eine Einladung vom „CEO der ältesten Airline Australiens“ an den „CEO der jüngsten Airline Australiens“ zum Gedankenaustausch.

Gedankenaustausch zwischen den CEOS von Qantas und Oceania Express – Foto: Qantas

Kurz darauf bekamen die drei Kinder einen Termin im Qantas Hauptquartier zu ihrer ersten Konferenz. Sie erhielten eine Führung durch den Technik-Betrieb, das Operations Center und besichtigten einen Airbus A380. In einer Presseerklärung hob der Qantas-CEO hervor, wie beeindruckt er von dem Enthusiasmus des Jungen war. Die Luftfahrtindustrie brauche Menschen, die langfristig, mutig und in großen Dimensionen denken.

Unterzeichnung des Memorandum of Understanding zwischen Qantas und Oceania Express – Foto: Qantas

Schließlich unterzeichneten die beiden Chefs ein Memorandum of Understanding über die zukünftige  Zusammenarbeit der beiden Airlines, wirksam ab 2026, wenn Mr. Jaquot die Schule beenden würde. Alex bestand auf einer Klausel, dass dieses Datum nach hinten verschiebbar sei, falls er im Anschluss an die Schule noch studieren wolle. Der weise Mann baut vor.

Qantas‘ Vorschlag für die neue Airline
Zwei Airline Chefs auf Augenhöhe

Das Qantas Management brannte ein Feuerwerk von Ideen, Grafiken, Designvorschlägen für die Jungunternehmer ab. Die Kinder wurden mit personalisierten Mappen und Schildern begrüßt. Die anschließende multimediale Pressekonferenz erregte interkontinentale Aufmerksamkeit und schaffte es in die Meldungen der Weltpresse. Und hier schließe ich mich mit einem großen Aborigines-Ehrenwort an: Falls es die Luftpost 2026 immer noch gibt, werde ich über diesen neuen Stern am Himmel von Down Under berichten.

Andreas Fecker
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