Luftpost 251: Hovercraft

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

Das Prinzip des Fliegens beruht darauf, stets ein genügend großes Luftpolster unter dem Luftfahrzeug zu haben, während gleichzeitig horizontale Kräfte das Lfz vorwärtsbewegen. Ein Brite namens Christopher Cockerell nahm das wörtlich und experimentierte mit leeren Konservendosen. Er leitete die Luft von einem Staubsaugermotor über Schläuche hinein und stellte fest, dass die Dosen zu schweben begannen. 1955 baute er den ersten Prototyp eines Luftkissenfahrzeugs, 1956 beantragte er das Patent. 1969 wurde er dafür geadelt.

1962 gab es erste reguläre Hovercraft-Verbindungen zur Isle of Wight, ab 1966 sogar über den Ärmelkanal zwischen Ramsgate und Dover ins französische Calais. Die Firma Saunders Roe, die früher durch ihre Flugboote bekannt wurde, baute sechs dieser Fahrzeuge. Die größte Version fasste bis zu 52 Autos und 418 Passagiere. Ihre Reisegeschwindigkeit lag bei um die 60 km/h, ihre Höchstgeschwindigkeit hingegen bei 154 km/h. Die allerdings ging den Passagieren ohne Umwege direkt auf die Wirbelsäule! Im Jahr 2000 stellte die Reederei den Betrieb ein. Einer der Gründe war der Lärm an den Landungsstellen, ein anderer ist eher trivial: Die Passagiere konnten während der Überfahrt nicht aufstehen, was wiederum keinen Bordverkauf zuließ. Das war offenbar eine wichtige Einnahmequelle.

Die schnelle Konkurrenz zur Fähre zwischen Dover und Calais – Foto: Klaus Peter

 

Landungsfahrzeug der US Navy – Foto: USN

 

Die russische Marine unterhält eine ganze Flotte dieser Landungsboote in unterschiedlichen Größen. Hier ein Boot der Zubr Klasse für bis zu 500 Passagiere. Auch die chinesische und die griechische Marine betreiben diese Boote. Das Fahrzeug erreicht eine Geschwindigkeit von 116 km/h  – Foto: russisches Verteidigungsministerium

Der unbestrittene Vorteil der Luftkissenfahrzeuge sind die amphibischen Eigenschaften. Wasser, Land, Küste, Sumpf, Eis, überall konnte man sie einsetzen. Das hat sich natürlich das Militär zunutze gemacht. War doch einst bei der Invasion in der Normandie die Schwachstelle, dass die Soldaten mit ihrer schweren Ausrüstung von den Landungsbooten ins hüfthohe Wasser springen und die letzten 100 Meter durch den Schlick an Land waten mussten. In dieser Zeit waren sie schutzlos dem Kugelhagel der Verteidiger ausgesetzt. Mit dem Hovercraft kommen sie trockenen Fußes bis hoch auf den Strand und haben auch gleich noch ihre Fahrzeuge dabei.

Auch auf zugefrorenen Seen, brüchigem oder dünnem Eis ist ein solches Fahrzeug dem Motorschlitten überlegen. Der Nachteil ist allerdings der Krach und der hohe Treibstoffverbrauch.

Von Andreas Fecker

Eine Antwort zu “Luftpost 251: Hovercraft”

  1. Markus sagt:

    erstklassiger Schwenk in ein Thema welches man beiläufig mal gehört hat, heute erklärt und verstanden 🙂 DANKE