Luftpost 228: Die Champagner-Kontroverse

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Sekt oder Champagner? – Foto: Fecker

Sunwing Airlines ist eine kanadische Billigfluglinie aus Toronto. Sie wurde 2005 gegründet und verbindet mit 20 Mittelstrecken-Boeings kanadische Städte mit dem restlichen nordamerikanischen Kontinent und ausgesuchten Zielen in der Karibik. Um sich von anderen Low Cost Airlines ein wenig abzusetzen, bot die Gesellschaft unter anderem On-Board-Entertainment und Mahlzeiten an. Und zur Begrüßung warb man mit einem Glas Champagner. Daniel MacDuff aus Quebec buchte einen Flug nach Kuba. Als er aber an dem vermeintlichen Champagner nippte, will er schockiert herausgefunden haben, dass es gewöhnlicher Sekt war. Möglicherweise hatte er ja auch beim Einsteigen die Flasche gesehen. Grund genug für den Mann, die Airline wegen irreführender Werbung „auf Schadensersatz“ zu verklagen. Außerdem besteht er auf der Erstattung des Preisunterschieds zwischen einem Glas Champagner und einem Glas Sekt.

Wenn Passagiere mit dem Service der Airline nicht zufrieden sind, gibt es eine Grundregel: Schauen Sie nach, was Sie für das Ticket bezahlt haben. Es dürfte eigentlich klar sein, wenn der ganze Flug nicht mehr kostet als eine Flasche Sekt, wird die Airline kaum einen französischen Champagner kredenzen.

Dazu kommt der umgangssprachliche Gebrauch eines Begriffs: In Amerika bezeichnet man Sekt oder Sparkling Wine oft als Champagner, genauso wie man zu Papiertaschentüchern der Einfachheit halber oft „Tempo“ oder „Kleenex“ sagt, und zu Klettverschlüssen „Velcro“, egal wer letztendlich der Hersteller ist. Und trotzdem; als die Meldung über MacDuffs Klage letzte Woche durch die Presse ging, schlossen sich sofort 1600 ehemalige Sunwing-Passagiere der Sammelklage an. Sunwing Airlines nennt die Aktion frivol und versucht die umgangssprachliche Redensart geltend zu machen. Gleichzeitig strich sie das Wort Champagner aus ihrer Werbung und ersetzte es mit „Sparkling Wine“. Dahinter gibt es einen verbittert klingenden Querverweis, in dem zu lesen ist: „Nicht innerhalb von Kanada und den USA“.

Vielleicht gibt es ja vor Gericht einen Vergleich. Vielleicht verschickt Sunwing Airlines demnächst 1600 Schecks über 3 Dollar 50, das könnte der Preisunterschied zwischen einem Glas Champagner und einem Glas Sekt sein. Dann wird die ganze Farce erst richtig deutlich, denn nirgendwo ist der Verkehr zwischen Banken so kompliziert wie in Nordamerika. Geht der Scheck in die USA, handelt es sich auch noch um zwei verschiedene Länder und um zwei verschiedene Währungen. Ich habe mich bei amerikanischen Geldinstituten schlau gemacht: Je nach Bank kann die Einlösung bis zu 30 Tage dauern. Bankgebühren gehen zu Lasten des Empfängers. Und die können in den USA bis zu 75 USD betragen. Die einzigen, die ihr Geld garantiert erhalten werden, sind wohl die Anwälte. Die gönnen sich dann sicher einen richtigen Schampus.

Na dann Prost.

Von Andreas Fecker

Eine Antwort zu “Luftpost 228: Die Champagner-Kontroverse”

  1. Andreas Fecker sagt:

    Information am Rande – In Rumänien hat ein deutscher Sportartikelhersteller nachhaltig Eingang in die Umgangssprache gefunden. Sportschuhe heißen dort „Adidasi“, egal wie viele Streifen sie haben. Wenn das mal kein Zufall ist.