Luftpost 226: Heiße Luft

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Foto: Bildarchiv Fecker

Ich muss es einfach mal zugeben, es fällt mir gelegentlich schwer, nach über 200 Wochen jeden Samstag ein neues interessantes Thema über die Fliegerei zu finden. Aber bevor ich hier heiße Luft produziere, lege ich doch lieber mal eine kreative Pause ein. Moment mal, heiße Luft? Warum eigentlich nicht? Haben nicht die Gebrüder Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier 1783 mit heißer Luft angefangen? Die einfache Tatsache, dass der Rauch vom Feuer in die Höhe steigt, brachte sie auf die Idee, den Rauch in einem Sack einzufangen. Nach einfachen Tests wurden die Versuche immer größer. Sie bereiteten einen Leinensack vor, dessen Inneres sie mit Papier auskleideten. Sie legten ein Netz über die Leinenkugel und verbrannten darunter Strohballen und Wolle.  Wie erwartet spannten sich die Halteseile. Nach Anlegen der Axt stieg der Ballon in die Höhe, bis auf geschätzte 2000 m.

Der nächste logische Schritt war, einen Korb darunter zu hängen um zu prüfen, ob eine solche Montgolfiere auch Menschen tragen konnte. König Ludwig XVI. und Königin Antoinette schritten dagegen ein und wünschten, dass dieser erste gefährliche Versuch eines Aufstiegs in die oberen Atmosphären statt mit Menschen, mit zwei verurteilten Sträflingen stattfand, denn die wären ja kein Verlust. Die Montgolfiers machten einen Gegenvorschlag und konnten sich durchsetzen: Man würde den Korb mit einem Hammel, einer Ente und einem Hahn beladen. Diese Tiere wurden nicht zufällig gewählt. Der Hammel, weil er wie die Menschen am Boden lebte und nichts mit Fliegen zu tun hatte, die Ente, weil sie kein Problem haben dürfte, sich in der Luft wiederzufinden, und der Hahn, weil man dieses Geflügel nicht in größeren Höhen findet. Erst als dieses Experiment am 19. September 1783 vor dem Schloss von Versailles glückte und alle drei Tiere gesund und lebendig wieder am Boden waren, erlaubte der König den Aufstieg mit Menschen. Schon damals setzte man also auf Tierversuche.

Nun kamen die Menschen dran. Die Wahl fiel auf den Wissenschaftler Jean-François Pilâtre de Rozier und dem schneidigen Offizier François d’Arlandes. Wir ahnen es, auch dieser Aufstieg glückte. Die Ballonfahrt am 21. November 1783 dauerte 25 Minuten und überquerte – Mon Dieu – sogar die Seine! Die Montgolfiers hatten den Beweis erbracht, der Mensch konnte sich vom Boden erheben und durch die Luft bewegen. Der Traum vom Fliegen war wahr geworden.

Wozu heiße Luft nicht alles gut ist!

Von Andreas Fecker