Luftpost 225: Alaska Airlines

Werbung
An Bord einer Beaver in der Wildnis Alaskas – Bildarchiv: Fecker

Obwohl mittlerweile in Seattle, im US Bundesstaat Washington beheimatet, ist die Airline aus Alaska nicht mehr wegzudenken. Sie hat es geschafft, sich den Geist und das Image der Pionierzeit zu bewahren. Sie ist durch alle Höhen und Tiefen geflogen, die eine Airline nur haben kann. Mehrfach drohte ihr der wirtschaftliche Bankrott. Sie nahm weltweit Transportaufträge an, flog lebende und tote Güter in jeden Winkel der Erde. Sie flog in der Luftbrücke nach Berlin, Ölbohrgerät nach Südamerika. Maschinen der Alaska Airlines transportierten Juden aus der ganzen Welt in den neu geschaffenen Staat Israel. Sie versorgten die eingeschlossene Truppen Tschiang Kai-scheks. Das hatte aber einen Preis, denn die Wartung hinkte hinterher. Kaum eine DC-4 kam mit vier laufenden Motoren zur Landung zurück.

Die Airline übernahm sich auch finanziell. Weltweit wurden keine Kreditkarten oder Schecks von Alaska Airlines mehr akzeptiert. Die Piloten mussten die Spritrechnung aus eigener Tasche bezahlen und hoffen, dass sie die Kosten von der Airline zurück erstattet bekamen…  Manchmal war sie derart klamm, dass man ein Flugzeug kannibalisierte, um ein anderes am Fliegen zu halten. Sie war das Gespött der Presse und der Piloten, sie hatte zwei fatale Abstürze. Aber sie ist aus allen Krisen gestärkt hervorgegangen. Sie hat die Deregulierung und den 11. September 2001 überstanden und ist mittlerweile eine der beliebtesten und sichersten Fluggesellschaften der USA. Und verglichen mit einigen anderen, großen Namen in Amerika, gehört sie zu den finanziell gesünderen Airlines. Als American Airlines aus dem Dow Jones flog, wurde Alaska Airlines an ihrer Stelle aufgenommen. Nach der Übernahme von Virgin America ist sie die fünftgrößte Airline der USA mit einem Streckennetz von Alaska bis Mexiko, und von Hawaii bis zur Ostküste.

Und wie klein und bescheiden hatte doch alles angefangen! Im Herbst 1929 beschloss Linious McGee sein Glück in Alaska zu suchen. Er hatte nichts zu verlieren als ein Leben in Armut und ohne Zukunftsperspektive. In Seattle gelang es ihm, sich als blinder Passagier auf ein Schiff nach Anchorage zu schmuggeln. Er wurde erwischt, konnte jedoch – Glück im Unglück – seine Überfahrt gleich an Bord abarbeiten und betrat Alaska mit ganzen 1,65 Dollar in der Tasche. Das und der Vorsatz hart zu arbeiten und ein eigenes Business anzufangen war, wenn man so will, die ganze Vorinvestition in die erstaunliche Erfolgsgeschichte der Alaska Airlines.

Nach dem Krieg übernahm Alaska Airlines umgerüstete Militärtransporter – Foto: Alaska Airlines

Schon 26 Monate später hatte McGee einen florierenden Handel mit Fellen aus dem Hinterland Alaskas aufgebaut. Er charterte Buschflieger, um die Felle abzuholen und nach Anchorage zu bringen. Schließlich fuhr er nach San Francisco und kaufte eine dreisitzige Stinson. So machte er sich von den teuren Charterunternehmen unabhängig. Der Fellhandel florierte weiter, McGee kaufte weitere Maschinen und stellte Piloten und Fluglehrer ein. Bald hatte er sieben Flugzeuge. 1934 verkaufte er sein ganzes Geschäft an den „Star Air Service“, eine junge Airline aus Seattle, die damit ihre Flotte auf 22 Maschinen vergrößerten. „Alaska Star Airlines“ war damit über Nacht zur größten Airline in dem Territorium aufgestiegen. Durch den Zukauf einer weiteren Airline wuchs die Fluggesellschaft schnell. Ebenso schnell stieg aber auch der Schuldenberg an, den sie vor sich herschob.

1942 griffen die Japaner Pearl Harbor an und besetzten die Alëuten. Rückblickend war das für die Erschließung Alaskas und für die Entwicklung der amerikanischen Fliegerei das Beste, was die Japaner tun konnten. Denn plötzlich wurden alle hundert Kilometer entlang der pazifischen Küste Flugplätze angelegt. Die Airline erhielt mehr Regierungsaufträge als sie Piloten ausbilden konnte, um sie zu bedienen. Nach dem Krieg strich sie den „Star“ aus dem Namen und übernahm nicht mehr benötigte Transportmaschinen der US Air Force. Sie flog damit Fracht und Passagiere.

Die überregionalen Routen der Alaska Airlines – Foto: NASA, Overlay: Fecker

1972 trat die ökonomische Wende ein. Zwei Geschäftsleute aus Fairbanks, Ron Cosgrave und Bruce Kennedy übernah­men das Ruder. Der Bau der Alaska Pipeline kam gerade gelegen, Alaska Airlines flog Personal und Material. Als dann 1979 auch noch die Deregulierung kam, war dies wie ein Befreiungsschlag für die Fluglinie mit der bewegten Geschichte. Ende der 80er Jahre hatte sich die Flotte verfünffacht. Trotz zweier tragischer Unglücke in den letzten 40 Jahren hat Alaska Airlines nie aufgegeben. Der Pioniergeist des alten Linious McGee lebt in der Fluggesellschaft aus dem amerikanischen Hinterland weiter, auch wenn der Firmensitz mittlerweile nach Seattle verlegt wurde. Die Geschäftsführung ist solide, der Service ist herzlich, die Technik vorbildlich. Alaska Airlines kaufte Horizon Air, eine regionale Gesellschaft, die den Nordwesten der USA bedient.  Sie ist solide finanziert, das Kapital ist breit gestreut. Die Airline arbeitet mit 24 weiteren Fluggesellschaften zusammen, darunter Condor, Qantas und Singapore Airlines. Dabei hat kaum eine andere US-Inlandsfluglinie ein so dichtes und lang gestrecktes Netz wie der Carrier aus dem hohen Norden: Mit 217 Flugzeugen bedient man 118 eigene Flugziele zwischen dem äußersten Zipfel der Alëuten, der Ostküste, Costa Rica und Hawaii. Weitere 80 Maschinen sind bestellt.

Auch so kann man sich ins Gespräch bringen – Foto: Alaska Airlines

Alle Zeichen sind auf Wachstum gesetzt. Der nördlichste Bundesstaat der USA ist ein attraktives Freizeit- und Urlaubsziel. Für die Alaskaner wiederum ist es wichtig, die Verbindung zu den Lower 48 nicht zu verlieren. Und wird der Trapper aus Fairbanks des harten Winterklimas überdrüssig, kann er sich wenige Stunden später in Hawaii an den Strand legen.

Von Andreas Fecker