Luftpost 217: Remove before flight

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Andreas Fecker – Foto: Jochen Mahrholdt / Fecker

Letzte Woche startete eine A340 in Kapstadt. Als sich das Fahrwerk nicht einziehen ließ, flog die Crew in eine Warteschleife und ließ 90 Minuten lang Sprit ab. Über diese Verfahren werde ich in einer späteren Luftpost berichten. Rückkehr und Landung in Kapstadt verliefen normal. Der Käpten informierte die Passagiere, dass ein Sicherungsstift am Fahrwerk gezogen werde und nach dem Auftanken könne man wieder starten. Alles sei in Ordnung.

Sicherheitsstift am Fahrwerk – Bildarchiv Fecker

Wenn das wirklich so ist, hat jetzt jemand ein Problem. Nach Ankunft am Gate steckt die Technik Sicherungsstifte an die Fahrwerke, damit diese nicht durch Versehen oder einen technischen Defekt kollabieren können. An diesen Stiften hängen auffällige rote Bänder mit weißer Aufschrift REMOVE BEFORE FLIGHT. Das Ziehen der Stifte ist Teil der Vorflug-Checkliste. Je nach Airline vergewissert sich einer der Piloten beim Walkaround davon, oder der Flugzeugwart muss die Stifte deutlich hochhalten, falls die Crew bereits im Cockpit ist. Trotzdem passiert es gelegentlich, dass ein Stift vergessen wird, wonach es zu einem solchen ärgerlichen weil teuren, sicherheitstechnisch aber harmlosen Zwischenfall kommt.

REMOVE BEFORE FLIGHT möchte man aber auch den Airlines zurufen, die offenbar angetrunkene Passagiere an Bord lassen. Auf YouTube häufen sich Videos von Rowdies, Hooligans und Schlägern, die im Flugzeug Streit suchen und Mitreisende terrorisieren. Früher waren das noch Einzelfälle. In den Zeiten von Billigbombern mit engen Sitzreihen und gerammelt voller Kabine werden manche Menschen schnell ausfällig, krakeelen und pöbeln, rülpsen, singen und benehmen sich wie in der heimischen Bierschwemme oder im Fußballstadion. Besonders auf Flügen zu Saufwochenenden an den bekannten Partymeilen Süd- und Osteuropas oder nach Hurghada wird schon im Flughafen vorgeglüht. Auch wenn man in ein Flugzeug mit Fußballfans oder angetrunkenen Bollermännern nach Ibiza gerät, wird eine Familienreise schon mal zum Höllentrip. Ryanair forderte deshalb die Flughäfen auf, nicht mehr als zwei alkoholische Getränke pro Person auszuschenken. Offenbar fürchtet Mr. O’Leary die Klientel, die er selbst herangezogen hat. Der Ire ist sich aber nicht zu schade, an Bord ein reichhaltiges Angebot an Alkoholika zu stolzen Preisen anzubieten. Es häufen sich auch ungeplante Zwischenlandungen um Problem-Passagiere der Polizei zu übergeben. In Fußballstadien gibt es für Krawallmacher Stadionverbote. Vielleicht wird es Zeit für eine Airline-übergreifende Schwarze Liste, bevor die Idioten im Flugzeug noch Pyros verschießen! Wer bei British Airways eine außerplanmäßige Sicherheitslandung verursacht, braucht deren Airline-Verbund gar nicht mehr zu buchen.

Auf einem Flug von Manchester nach Teneriffa beschimpfte ein bereits angetrunkener Passagier an Bord der Billigfluggesellschaft Monarch Airlines das Kabinenpersonal, weil man ihm weiteren Alkohol verweigerte. Der Käpten steuerte daraufhin Porto Santo an, eine kleine Insel in der Nähe von Madeira. Er schleppte den widerspenstigen Störenfried persönlich die Gangway hinunter und übergab ihn der herbeigerufenen Polizei. Sein Gepäck würde ihm in der folgenden Woche an seine Heimatadresse geschickt. Dort würde ihn auch noch eine Klage wegen des unfreiwilligen Zwischenstopps erwarten. Wie er von der Insel und zurück nach England kam, ist nicht bekannt. Ganz sicher nicht mit Monarch Airlines. Und Monarch bestand auf einer Erstattung von 3200 Euro an entstandenen Kosten.

Wo sind die Zeiten geblieben, als man mit Anzug und Krawatte ins Flugzeug stieg? Wenn’s also immer billiger sein muss, wünsche ich guten Flug allerseits. Aber ohne mich. REMOVE BEFORE FLIGHT war nie dringender notwendig als jetzt!

Andreas Fecker

Eine Antwort zu “Luftpost 217: Remove before flight”

  1. Werner Fischbach sagt:

    Die folgende Episode habe ich nicht selbst erlebt, aber sie wurde mir von einem Frankfurter Kollegen berichtet:
    An der Holding Postion in Frankfurt stand eine C-130 Hercules der USAF hinter einer B747 der Lufthansa. Da meldete sich Herculescrew auf der Towerfrequenz:
    „Lufthansa B747 holding in front of us please come up frequency ….“
    Worauf die Lufthansacrew antwortete: „We Lufthansapilots never change to unauthorized frequencies!“
    Darauf die Herculescrew: „Tower, please inform the 747 in front of us – they still have their gearpins in!“