Luftpost 202: Känguru Route

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Bildarchiv Fecker

Am 26. Januar 1788 landeten Briten mit elf Schiffen und tausend Sträflingen an der australischen Küste, erklärten das Land zum herrenlosen Gebiet und nahmen es in Besitz. Kolonialregierungen wurden eingesetzt, die die Kolonien New South Wales, Queensland, Northern Territories, Tasmanien, Western Australia, South Australia und Victoria für die englische Krone verwalteten. 1931 wurde Australien neben Neuseeland, Indien, vielen afrikanischen Staaten und Kanada dem Commonwealth of Nations zugeschlagen. Obwohl das Down-Under 1986 weitgehend in die Unabhängigkeit entlassen wurde, so ist doch Queen Elizabeth noch immer das Staatsoberhaupt.

QANTAS ist die Abkürzung für „Queensland and Northern Territory Aerial Services„. Die Airline wurde 1920 gegründet und ergänzte ab 1934 mit Flügen von Brisbane nach Singapur die Verbindungen der britischen Imperial Airways nach London. Ab 1. Dezember 1947 flog Qantas erstmals die gesamte Strecke von Sydney nach London mit einer Lockheed Constellation, 29 Passagieren und 11 Mann Besatzung. Zwischenlandungen gab es in Darwin, Singapur, Kalkutta, Karatschi, Kairo und Tripolis. Die Reise dauerte drei Tage mit Übernachtungen in Singapur und Kairo. Gerne wird übersehen, dass Qantas damit die Länder, Städte und Menschen entlang dieser Route miteinander verband. Die Airline machte die Welt auf dieser Mega-Distanz ein Stück kleiner. Sie übte auch eine Sogwirkung auf andere Fluggesellschaften aus, die diese Strecke in der einen oder anderen Form in ihr Netzwerk aufnahmen.

Die Känguru Route im Wandel der Zeit. Hintergrund – NASA, Overlay – Fecker
Elly Beinhorn bei ihrer Rückkehr nach Berlin – Foto: Archiv Fecker

Wie sich die Reichweiten der Flugzeuge verbesserten, änderte sich auch die Känguru Route und die Reisezeit. 1950 wurden im Wechsel auch Colombo, Bombay, Teheran, Beirut, Rom, Belgrad, Athen, Zürich und Frankfurt eingebunden. 1959 dauerten manche Flüge nur noch 63 Stunden und 45 Minuten, 1960 gab es einen vorläufigen Rekord mit 34 ½ Stunden, trotz acht Zwischenlandungen. 1980 war man schon bei einer einzigen Zwischenlandung in Singapur und einer Gesamtreisedauer von 25 Stunden. 2018 plant Qantas die Strecke von London nach Perth in 17 Stunden Nonstop zurückzulegen. Damit hat das Känguru ausgedient. Dann bleibt allerdings immer noch ein Anschlussflug von etwa vier Stunden Dauer, um nach Sydney oder Melbourne zu kommen, wo es die meisten Reisenden hinziehen wird.

Wenn es also richtig ist, dass Reisen an sich, dass internationale geschäftliche und gesellschaftliche Kontakte weltverbindend sind und den Frieden fördern, dann ist es eigentlich schade, dass die Strecke durch eine Nonstop-Verbindung ersetzt werden soll.

Nicht vergessen sollten wir dabei unsere Flugpionierin Elly Beinhorn, die 1932 mit 30 Zwischenlandungen, unter anderen in so geschichtsträchtigen Orten wie Aleppo, Bagdad oder Bushir von Berlin nach Sydney flog und dort für diese Leistung einen Staatsempfang erhielt.

Von Andreas Fecker