Luftpost 192: Abrüstung

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Bildarchiv Fecker

Ende der 1990er Jahre besannen sich die Atommächte und einigten sich darauf, die Arsenale an Raketen, nuklearen Sprengköpfen und strategischen Bombern zu begrenzen. Mit Verwertung und Verschrottung von Militärflugzeugen ist die 309th AMARG betraut. Die Buchstaben stehen für Aerospace Maintenance and Regeneration Group. Sie managt den größten Flugzeugfriedhof der Welt auf dem Gelände der Davis-Monthan-Air Force Base in Tucson Arizona. Auf 10 km² Wüstenfläche sind dort über 4000 Flugzeuge geparkt. Teilweise sind sie eingemottet, plastikverschweißt, mit weißer reflektierender Folie verhüllt, damit Wüstensonne und Sandstürme ihnen nichts anhaben können. Manche werden nie wieder fliegen und wurden ausgeschlachtet, andere wurden oder werden restauriert und wieder in den Flugbetrieb aufgenommen.

Desert Boneyard Davis-Monthan AFB – Foto: U.S. Navy
Desert Boneyard Davis-Monthan AFB – Foto: U.S. Navy

Dabei fiel der achtstrahligen Boeing B-52 Stratofortress eine besondere Rolle zu. 30 Jahre lang war der Langstreckenbomber das Rückgrat der amerikanischen Atomstreitkräfte. Insgesamt 750 Stück liefen seit 1955 vom Band. Die B-52 ist luftbetankbar und kann 12 Stunden am Stück in der Luft bleiben. Sowohl während der Kubakrise, als auch zu Zeiten des Kalten Krieges hielt das Strategic Air Comand (SAC) ständig mehrere Staffeln B-52 in der Luft, um sofort auf einen Angriff reagieren zu können. Besonders in den 1980er Jahren erhielten die Flugzeuge substantielle und kostspielige Upgrades. Heute kostet eine B-52 die Kleinigkeit von 126 Millionen Dollar. Nach Unterzeichnung der START-Verträge (Strategic Arms Reduction Treaty), in dem sich beide Großmächte zur Zerstörung von Teilen ihrer Arsenale verpflichteten, wurden 365 B-52 der letzten Generation aus dem aktiven Flugbetrieb herausgenommen und nach Tucson geflogen.

B-52, zerhackt – Foto: USAF

Der Vertrag schrieb genau vor, dass der Rumpf in drei Teile zerschnitten und die Flügel abgetrennt werden mussten. Das geschah mit Hilfe einer 6,5 t schweren Stahl-Guillotine, die man aus 50 m Höhe von einem Kran herabstürzen ließ. Registriernummern der Flugzeuge, sowie Datum und Uhrzeit einer jeden einzelnen Zerstörung wurden der Gegenseite bekannt gegeben. Ähnliches passierte mit den Interkontinentalraketen, deren Sprengköpfe natürlich gesondert entsorgt wurden. Die abgetrennten Teile wurden dann 90 Tage lang gut sichtbar ausgelegt, damit sie von den Spionagesatelliten der Vertragspartner verifizierbar waren. Danach erst durfte der Schrott weggeräumt werden. Die Reste der einst so gefürchteten Langstreckenbomber wurden nach Gewicht an die umliegenden Metallhändler verkauft. Derzeit liegt der Preis bei 6 Cents pro Kilo! Die US Air Force hat jetzt nur noch 113 einsatzbereite B-52.

In einem Briefing-Raum des 1992 aufgelösten Strategischen Air Comand (SAC) stand einst folgender Spruch an der Wand: „Irren ist menschlich, vergeben ist göttlich, beides gehört nicht zu den Einsatzgrundsätzen des SAC!“ – Verfolgt man heute die Nachrichten aus den Krisenregionen zwischen China und Atlantik bleibt festzustellen, wir waren schon mal weiter auf unserem Weg zum Frieden in der Welt!

Von Andreas Fecker