Luftpost 177: Trump Shuttle Inc.

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Andreas Fecker – Bild: Archiv Fecker

1988 suchte der New Yorker Milliardär Donald Trump (42) ein neues Betätigungsfeld und beschloss, in den Airline Markt einzusteigen. Eastern Airlines Shuttle stand gerade zum Verkauf. Trump schmiedete ein Syndikat aus 22 Banken, die ihm 380 Millionen US Dollar zur Verfügung stellten. Mit 29 Boeing 727 ging er am 23. Juni 1989 an den Start, die Flugzeuge waren im Schnitt schon 20 Jahre alt und gehörten bereits damals zu den ältesten noch fliegenden 727-Modellen der Welt. Er bediente Strecken zwischen New York LGA, Boston, Washington D.C. und Orlando in Florida. Von Beginn an setzte er auf Luxus. Verchromte Gurtschlösser, vergoldete Wasserhähne auf den Bordtoiletten, teure,  hochglanzpolierte Holzfurniere in den Kabinen.

Er versuchte in der für ihn scheinbar typischen Art, Kunden von anderen Fluggesellschaften wie dem Pan Am Shuttle wegzulocken, indem er kleine Nadelstiche setzte und ihnen Angst einredete: ‚Pan Am verliere Geld, ihre Maschinen seien alt und unsicher, er selbst würde nie mit Pan Am fliegen.‘ Solche Schmähungen waren sogar unter konkurrierenden Fluggesellschaften ein absolutes No-Go. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Airlines einander bei Verspätungen und Engpässen beistanden!

In einigen Dingen war er allerdings durchaus innovativ. So führte er Check-in-Automaten ein, seine Passagiere konnten für die Zeit an Bord einen Laptop mieten, er organisierte einen Zubringerservice per Hubschrauber aus Manhattan direkt zum Flugzeug. Jedoch war es ihm offenbar wichtiger, die Marke „Trump“ auf seinen frisch lackierten Maschinen zu sehen, als einen ordentlichen Flugdienst anzubieten. Um Geld zu sparen, wollte er die Jets mit zwei, statt mit drei Piloten fliegen lassen, ein Ansinnen, für das er von der FAA niemals die Genehmigung bekommen hätte. Er verstand eben nichts von der Materie. Als ihm sein Operations-Manager einige Zusammenhänge erklären wollte und ihn bat, ihm nicht in seine Arbeit hineinzureden, wurde er kurzerhand gefeuert. Auch andere Fachleute warnten ihn, so könne man keine Airline betreiben.

Trump Shuttle geriet bald in sehr unruhiges Flugwetter. Ein längerer Streik der Mechaniker legte den Betrieb lahm, seine treuesten Kunden wichen vermehrt zur Konkurrenz oder auf die Schiene aus. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit war eben doch wichtiger als vergoldete Wasserhähne. Im August 1990 überfiel Saddam Hussein den Nachbarstaat Kuwait. Als Folge verdoppelten sich die Treibstoffpreise. Noch mehr Kundschaft stieg auf die Eisenbahn um. Trump konnte bald seine Kredite nicht mehr bedienen. Da übernahmen die Banken die Airline und suchten händeringend nach Käufern. Verhandlungen mit Northwest und American Airlines scheiterten trotz sinkendem Verkaufspreis. Schließlich übernahm USAir Shuttle für 16,2 Millionen Dollar den alternden Flugzeugpark. Vor allem aber  hatte es der Käufer auf die Verkehrsrechte und Flughafen-Slots von Donald Trump abgesehen. Dem branchenfremden Immobilien-Tycoon bleibt ein bitterer Trost; in der Luftfahrtindustrie sind bis dato schon ganz andere Kaliber gescheitert.

Vier Jahre lang sah man die Trump-Jets am Himmel über Washington und entlang der Ostküste, dann war dieser Höhenflug zu Ende. Wenn das mal kein Omen ist.

Von Andreas Fecker