Luftpost 136: Al fresco

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

Rauchen an Flughäfen ist so eine Sache im dritten Jahrtausend nach Christus. Es ist noch keine 50 Jahre her, da boten die Airlines ihren Premium Passagieren nach dem Mittagessen über den Wolken nicht nur den Cognac an, sondern auch Zigaretten und reichten sogar das Feuer dazu. Diese Zeiten sind vorbei. Heute versuchen die Flugbegleiter schmachtende Kettenraucher mit Tomatensaft zu besänftigen, werden aber auch schon mal Opfer von gewalttätigen Nikotinknechten.

Ist dann das Flugzeug gelandet, geht für die Raucher der Stress weiter, denn in kaum einem Flughafen ist das Rauchen erlaubt. In Atlanta gibt es deshalb Aquarium-ähnliche Glaskästen mit Vertikalabsauganlagen, wo sich schnell mal 10 Raucher auf 20 Quadratmetern zusammendrängen und qualmen, bis die Lunge rasselt, Defibrillator in Reichweite. Nichtraucher scharen sich bisweilen um die Raucherboxen herum und machen sich einen Spaß daraus, den Rauchern besonders verständnislose und mitleidige Blicke zu schenken. Bitte nicht füttern. Wo dergleichen nicht vorhanden ist, muss man aus dem Flughafen raus, an die frische Luft. „Al fresco“ sagen die Italiener dazu. Für Umsteiger ist das meist nicht zu schaffen, da sie zuerst aus dem Sicherheitsbereich hinaus, und später wieder durch die Security hineinmüssen.

Dass es auch anders geht, zeigt die Raucherlounge am Flughafen in Dresden Klotzsche. In diesem geschmackvollen Ambiente hat man sozusagen beides vereint: Man fühlt sich im Freien, muss aber den Flughafen nicht verlassen. Und man hat eine scheinbar tolle Sicht auf das Vorfeld. Als mir mein Sohn das Foto zuschickte, wollte ich wissen, wo es aufgenommen wurde. Damit brachte ich eine Nachforschung ins Rollen, die ins Unendliche zu geraten schien: Der Bewirtschafter fragte die Pressestelle des Flughafens, der fragte beim Pächter nach, ein Tochterunternehmen der Sächsischen Dampfschifffahrts-GmbH. Die wiederum hatten einen Innenarchitekten engagiert, der die Deko bei einem Tapetenhersteller bestellt hatte. Während man dort nach der Fotoquelle forschte, fiel mir die Google Bildersuche ein:

Raucherlounge am Flughafen Dresden – Foto: Fecker

Eine Sekunde später hatte ich das Ergebnis: Es ist der Hangar 25 des Bob-Hope-Airport von Burbank bei Los Angeles. Während man nun in Dresden vor der Tapete sitzt und genussvoll seinen blauen Dunst aus Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Nikotin, Blausäure, Blei, Ammoniak, Arsen, Phenol, Cadium, Acrylnitril, Benzol, Formaldehyd und weiteren 240 toxischen Substanzen mit seinen Gleichgesinnten teilt, ist es vielleicht interessant zu erfahren, dass auf eben diesem Hangar 25 in Kalifornien eine umweltfreundliche Photovoltaik-Anlage genügend Strom produziert, um alle elektrischen Systeme eines Passagierflugzeugs bei der Wartung, sowie zwei Hub Lifte und einen Elektroschlepper mit Energie zu versorgen. Das Rauchen ist in jenem Flugzeughangar allerdings strengstens verboten.

Von Andreas Fecker (Nichtraucher seit 2001)