Luftpost 135: Airports

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Andreas Fecker – Bildarchiv Fecker

Früher einmal benannte man einen Flughafen ganz einfach nach der Stadt, zu der er gehörte. Zunehmend ehrt man (meist posthum) wichtige Persönlichkeiten und macht ihre Namen spätestens jetzt überregional bekannt. Verdiente Luftfahrtpioniere wird man hier nur wenige finden. Die Gebrüder Wright mussten für einen Kleinflughafen in Dayton herhalten, Amelia Earhart wird mit einem kleinen Flugfeld in Kansas bedacht. Charles Lindbergh steht für den Flughafen von San Diego. Schließlich flog er von dort an die Ostküste, bevor er den Atlantik überquerte. Tegel ist nach Otto Lilienthal benannt, was leider nicht viele Enthusiasten wissen. Für unsere Elly Beinhorn reichte es trotz all ihrer Leistungen nur zu einer Lounge am Flughafen Stuttgart, während man ihren australischen Zeitgenossen Kingsford Smith in Sydney ehrte. Der relativ unbekannten Marineflieger Edward „Butch“ O’Hare wurde in Chicago quasi unsterblich. Neil Armstrong war zwar Pilot und der erste Mensch auf dem Mond, er bekam aber gerade mal den wichtigen Flughafen von Auglaize County in Ohio mit einer 1600-m-Piste. Dafür benannte man einen Krater auf dem Mond nach ihm, und der hat immerhin 4 km Durchmesser.

Galilei findet man auf dem Flughafen von Pisa, Kopernikus in Breslau, Cristofero Colombo in Genua, Leonardo da Vinci auf einem Flughafen von Rom, der allerdings auch unter dem früheren Namen Fiumicino angeflogen wird. Epochale Kartografen wie Mercator oder Lambert sucht man vergeblich. Der Lambert-St.Louis Airport ist nach dem Golfspieler Albert Bond Lambert benannt, der 1904 für die USA die olympische Silbermedaille gewann. Heute nennt man einen Zweitplatzierten in den USA schon mal einen Loser. Ganz schlecht sieht es für Dichter und Denker aus. Es gibt weder einen Goethe-, noch einen Schiller-, Dickens- oder Victor-Hugo-Airport. Der Versuch den Flughafen von Birmingham in Shakespeare Airport umzutaufen, scheiterte vorerst am Protest der Bevölkerung.

Auch Musiker haben es schwer. Memphis wurde trotz jahrzehntelanger Kampagnen noch immer nicht nach Elvis Presley benannt, während John Lennon längst in Liverpool unsterblich ist. In Nashville will man keinen der vielen Country-Sängern verprellen, die regelmäßig in der Grand Ole Opry auftreten. Wolfgang Amadeus Mozart steht für Salzburg, Chopin für Warschau, Louis Armstrong natürlich für New Orleans. Fehlanzeige für Namen wie Bach, Beethoven, Händel oder Vivaldi. Alle kennen natürlich Franz Josef Strauss. War das nicht dieser Walzerkönig??? Immerhin hat der tschechische Komponist Leos Janacek den Nestor der Psychoanalyse Sigmund Freud übertrumpft, als ein Name für den Ostrava International Airport gesucht wurde. Malern, Philosophen und Naturwissenschaftlern bleiben allenfalls Museen, Konzerthallen oder Straßennamen statt Flughäfen. Über Hollywood haben es John Wayne (Orange County, L.A.), Bob Hope (Burbank, L.A.) und Ronald Reagan (Washington D.C.) geschafft, letzterer wohl eher als Präsident. Airports sind halt offenbar Domäne regionaler Politiker. Statt Atlanta nach den Bürgermeistern Heartfield und Jackson zu benennen, hätte man vielleicht einen Martin Luther King bedenken können? Immerhin hat auch Stuttgart seinen Rommel-Airport nicht nach dem Wüstenfuchs benannt, sondern nach einem verdienstvollen Bürgermeister mit 22 Amtsjahren. Welche Fußstapfen haben die Senatoren Ebert Douglas (Charlotte), Pat McCarran (Las Vegas) oder Ted Stevens (Anchorage) in der Menschheitsgeschichte hinterlassen?

Für Regierungschefs und Staatspräsidenten sind die Aussichten unterschiedlich. Aus Hamburg Fuhlsbüttel wird wohl 2016 noch ein Helmut-Schmidt-Flughafen, Köln/Bonn ist nach Konrad Adenauer benannt, die Berliner Bauruine nach Willy Brandt. Hat unser Willy diese Schmach wirklich verdient, oder sollte man den BER vor dem Abriss noch in Wowi International umbenennen? Ob Düsseldorf jemals einen Johannes-Rau-Airport bekommt, ist derzeit noch fraglich. Vollkommen unter Wert widmen die niederländischen Antillen F. D. Roosevelt eine 1300-Meter-Piste, während Charles de Gaulle in Paris heute als Flughafen sicherlich bekannter ist, als sein Namenspatron. In New York City hat es natürlich John F. Kennedy geschafft. Hier reicht sogar JFK, und man weiß wo das ist. Es gibt auch zehn Johnson Airports in den USA. Welcher davon nach dem ehemaligen Präsidenten benannt ist, mag jeder selbst herausfinden. George Bush (Senior) sonnt sich jedenfalls in Houston TX, Jimmy Carter auf einem Regionalflughafen in Americus GA, Ronald Reagan, siehe oben. Bill & Hillary Clintons Namen schmücken den Airport von Little Rock, und das ist immerhin die Hauptstadt von Arkansas.

Wollte man früher nach Montreal, landete man auf den Flughäfen Mirabel oder Dorval. Aber das macht ja nichts her. Darum gibt es jetzt den Aéroport International Pierre-Elliott-Trudeau de Montréal. Montreal Trudeau hätte sicher genügt. Dabei ist der etwas längliche Name bereits gekürzt. Der volle Name des Ex-Premiers lautet nämlich Joseph Philippe Pierre Yves Elliott Trudeau. Heute ist sein Sohn kanadischer Regierungschef und sicher ganz stolz auf seinen Daddy.

Manchmal wendet sich auch das politische Blatt, wie zum Beispiel in Johannesburg, wo man den Namen des Apartheidpolitikers Jan Smuts durch Oliver Tambo ersetzte. Praia auf den Kapverden kam Kapstadt mit dem Nelson-Mandela-Airport zuvor. Diktatoren lesen gerne ihren Namen am Flughafen ihrer Hauptstadt, schon, weil sie sich denken können, dass er bald durch den Namen eines Putschgenerals ersetzt wird. Es gibt auch schon einen Hugo-Chavez-International-Airport, ausgerechnet in Haiti, dem ärmsten Staat in der Karibik. Falls schon jemand verdrängt hat, wer Chavez war: Er hat innerhalb von 15 Jahren Venezuela vom reichsten Land Südamerikas zum Armenhaus gemacht hat. Wenn das nicht Grund genug ist, einen Flughafen nach ihm zu benennen!

In Argentinien wurden zahlreiche Flughäfen nach Generälen benannt, die man sich schon wegen ihrer wohlklingenden Namen mit einem ‚rrrrollllenden rrrr‘ auf der Zunge zerrrrgehen lassen muss: Brigadier Antonio Parodi Airport, Brigadier General Bartolomé de la Colina, General Alvear, General Enrique Mosconi, General Justo José de Urquiza Airport, General Pico, Teniente General Benjamín Matienzo International oder General Roca Airport, um nur einige zu nennen. Die dazugehörigen Städte sind nicht Teil des Namens. Auch Ministri, Commandanti, Vicecommandanti und Coronelli sind verewigt. Ist das Narzissmus pur? Jedenfalls weiß keine Sau, wo diese Flughäfen sind!

Von Andreas Fecker