Billig, preiswert, kostengünstig – so will ganz Europa fliegen. Low Cost ist der Markt, den alle Airlines bedienen. Bedienen wollen und bedienen müssen. Natürlich wird entsprechend die Werbetrommelt gerührt – was manchmal zu Merkwürdigkeiten führt. Wie unlängst in der sizilianischen Metropole Palermo zu beobachten.

In der 700 000-Einwohner Stadt ist die Kathedrale Maria Santissima Assunta zu finden. Der Bau aus dem 12. Jahrhundert ist ein, nein ist der Touristen-Magnet in Palermo schlechthin. Besonders für Gäste aus Deutschland dürfte das gelten, findet sich doch hier unter anderem das Grab von Stauferkaiser Friedrich II, besser bekannt als Friedrich Barbarossa. Der ist zwar lange tot, zieht aber als Werbeträger offensichtlich immer noch: Renovierungsarbeiten an der Kathedrale, die mit einem großen Außengerüst einhergehen, nutzt die spanische Billigfluggesellschaft Vueling Airlines SA derzeit für einen großformatigen Werbeträger.

Wer den Vorplatz der Kathedrale betritt, dem springt statt der verspielten Architektur des riesigen Gebäudes ein – sagen wir sehr großes – Werbeplakat über dem Portal des Haupteingangs ins Auge. Groß, gelb – Vueling.

Für den frechen Werbespruch darauf, der übersetzt so viel heißt wie „Die Messdiener sind in Urlaub in Barcelona“ bittet man eine Zeile tiefer artig mit den Worten „Wir bitten die Störung zu entschuldigen“ um Verzeihung. Um dann – natürlich, es ist ja ein Werbeplakat – darauf hinzuweisen, das man für 78 Euro nach Barcelona fliegen kann. Billigflieger-Werbung an einer Kirche, da schüttelt manch´ Einheimischer im sehr katholischen Italien und manch´ ein pietätvoller Gast aus aller Welt den Kopf. Mag aber auch sein, dass solche Werbung durchaus ankommt und Passagiere an Bord der Vueling-Flieger lockt. In die wunderschöne Stadt Barcelona zu fliegen ist ja auch nicht die schlechteste Idee. Dort könnte man dann mal nachsehen, wer aktuell Werbung an der Sagrada Família, der weltberühmten, von Antonio Gaudi entworfenen Basilika macht. Da wird ja seit 1882 schon gebaut. Und erst im Jahr 2026, zum 100. Gaudi-Todestag, soll die Kirche fertig sein. Noch so viel Zeit für Werbung…

Text: Peter Henrichmann-Roock