Flughafen Frankfurt stellt Fluglärm-Studie NORAH vor

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Foto: Bildarchiv Fraport

Die gesundheitlichen Risiken durch Fluglärm sind minimal und damit geringer als bisher angenommen. Das ist das Gesamtergebnis der heute in Frankfurt vorgestellten sogenannten NORAH-Studie („Noise-Related Anno-yance, Cognition, and Health“). So konnte die der Studie zu Grunde liegende Ausgangsthese eines Wirkzusammenhangs zwischen Fluglärm und einer Ge-sundheitsgefährdung durch Blutdruckerhöhung nicht bestätigt werden, zudem wurde für die Gesamtgruppe kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Belastung durch Fluglärm und dem Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko festge-stellt. Die Gesundheit der Flughafen-Anwohner wird demnach durch den Luft-verkehr generell nicht signifikant beeinträchtigt. Diese neuen und von bisheri-gen Studien abweichenden Ergebnisse sind durch die hohen wissenschaftli-chen Standards der Studie, zu denen umfangreiche Qualitätskontrollen gehör-ten, besonders gesichert.

Ziel der NORAH-Studie war es, eine möglichst umfassende und wissenschaft-lich abgesicherte Beschreibung der Auswirkungen des Lärms vom Flug-, Schienen- und Straßenverkehr auf die Gesundheit und Lebensqualität der be-troffenen Wohnbevölkerung zu erhalten. Die auf dieser Grundlage heute vor-gestellten wissenschaftlich sehr validen Ergebnisse zeigen dabei im Vergleich zu früheren wissenschaftlichen Annahmen bemerkenswerte neue Erkennt-nisse: Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern und auch im Vergleich zu früheren Studien ergab die NORAH-Studie insgesamt die geringsten Risikoer-höhungen durch Fluglärm. Zudem waren diese Risikoerhöhungen, entgegen früherer Annahmen, überwiegend nicht signifikant.

Vorstandsvorsitzender Schulte: „Neue Basis für sachlichen Dialog in der Region“
„Die Ergebnisse der NORAH-Studie sind für uns alle ermutigend und bieten eine neue Basis für den sachlichen Dialog in der Region, um darüber auch das Belästigungsempfinden weiter zu reduzieren. Sie zeigen, dass Anwohnerinnen und Anwohner des Flughafens aufgrund des Flugbetriebs keine Angst um ihre Gesundheit haben müssen“, sagte Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG. „Die Ergebnisse zeigen zudem: Die gemeinsamen freiwilligen Anstrengungen zum Lärmschutz, die wir mit allen Beteiligten aus Politik und Luftverkehrswirtschaft unternommen haben, setzen an den richtigen Stellen an – und wirken. An diesem erfolgreichen Weg werden wir auch unverändert fest-halten. Mein persönlicher Dank gilt allen beteiligten Wissenschaftlern, Stu-dienteilnehmern und Förderern dieser Studie, die in Unabhängigkeit, Untersu-chungsumfang und Qualität neue Maßstäbe setzt.“

Die jetzt vorliegenden fundierten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Aus-wirkungen von Verkehrslärm müssen in den kommenden Wochen und Mona-ten detailliert bewertet werden. Die dritte “Internationale Konferenz Aktiver Schallschutz – ICANA“, die vom 12. bis 13. November 2015 in Frankfurt statt-findet, bietet eine geeignete Plattform, um mit internationalen Experten die Er-gebnisse weiter zu vertiefen.

Auswirkungen insgesamt sehr gering, keine Ursache-Wirkungsbezie-hung zwischen Fluglärm und Blutdruckerkrankungen
Neben der Untersuchung der Auswirkungen von Straßen-, Schienen- und Luftverkehrsgeräuschen auf die Bevölkerung wurde im Rahmen von NORAH auch untersucht, welchen Einfluss die Änderungen des Flugbetriebs am Frankfurter Flughafen im Herbst 2011 auf die Gesundheit und Lebensqualität der Umlandbevölkerung haben. Damals war auch das Nachtflugverbot von 23-5 Uhr eingeführt worden.
Die heute vorgestellten Ergebnisse stammen aus den Modulen I und II der NORAH-Studie und beleuchten die Aspekte Lebensqualität, Krankheitsrisiken, Blutdruckmonitoring und Schlafqualität. Die Ergebnisse des Moduls III, das sich mit der Entwicklung von Kindern beschäftigte, wurden bereits im Herbst 2014 vorgestellt.

In den einzelnen Modulen ergaben sich klare Erkenntnisse:
– Modul I (Belästigung und Lebensqualität): Die Lebensqualität der Menschen in der Rhein-Main-Region ist insgesamt hoch, teils sogar höher als im Bundesdurchschnitt und unabhängig vom Fluglärmpegel. Allerdings fühlen sich die Studienteilnehmer stark durch Fluglärm be-lästigt. Die Studienergebnisse legen jedoch den Schluss nahe, dass das Be-lästigungsempfinden nur in geringem Maß vom Lärmpegel und damit von der Anzahl der Flugbewegungen beeinflusst wird, sondern viel-mehr stark von subjektiven Faktoren der Befragten abhängt. Diese Faktoren umfassen etwa die Erwartungen an zukünftige Lärmsituatio-nen, das Vertrauen in die Lärmverantwortlichen oder die bewertete Nützlichkeit des Luftverkehrs. Vereinfacht gesagt: Weniger Flugbewe-gungen würden nicht zu einem geringeren Belästigungsempfinden füh-ren. Hingegen würde ein ausgewogener und sachlicher Dialog auf Ba-sis der nun vorliegenden Erkenntnis eine gute Plattform bieten, das gegenseitige Vertrauen zu erhöhen und damit das Wohlbefinden der Menschen zu steigern.

– Modul II (Gesundheit): Die Studienergebnisse zeigen insgesamt, dass die Risiken von Fluglärm für die Gesundheit minimal sind. Sie bleiben ein Vielfaches hinter Größenordnungen zurück, die in früheren Studien gefunden wurden, und sind damit geringer als von vielen be-fürchtet. Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern (Straße, Schiene) und auch im Vergleich zu früheren Studien zeigten sich weitestgehend die geringsten Erhöhungen gesundheitlicher Risiken durch Fluglärm.

So ergab sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutdruck und Fluglärm, auch nicht in den höheren Pegelklassen. Eine Risikoerhöhung für Schlaganfälle wurde ebenso wenig festgestellt wie eine Erhöhung der Herzfrequenz durch eine Belastung durch Fluglärm. Zudem wurde generell auch kein signifikanter Zusammenhang zwischen Fluglärm und dem Herzinfarktrisiko festgestellt. Insgesamt hat sich damit die zentrale Forschungshypothese der Studie – eine Ur-sache-Wirkungskette zwischen Fluglärm, Blutdruckerhöhung und dar-aus resultierenden Krankheiten – nicht bestätigt.

Die Studie hat insgesamt einen Zusammenhang zwischen allen drei Verkehrslärm-Arten (Flug-, Straßenverkehrs- und Schienenverkehrs-lärm) und der Diagnose einer depressiven Episode festgestellt. Die spezifischen Risikofaktoren für Depressionen wurden in der Studie allerdings nicht berücksichtigt. Den Schluss, wonach Verkehrslärm im Sinne eines Auslösers für das Entstehen der Erkrankung verantwortlich wäre, ist in dieser Form daher nicht aus den Studienergebnissen ableitbar.

Die Wissenschaftler untersuchten zudem die Schlafqualität in der Rhein-Main-Region – und zwar sowohl subjektiv auf Basis von Befra-gungen als auch objektiv durch medizinische Untersuchungen. We-sentliche Erkenntnis: Die Schlafqualität im Flughafenumland ist insge-samt hoch und vergleichbar mit unbelasteten Gebieten. Die Einführung des Nachtflugverbots hat eine deutliche Entlastung in den Nachtstun-den zur Folge. Der Schlaf hat sich subjektiv gesehen insgesamt ver-bessert. Die Fokussierung des nächtlichen Flugbetriebs auf die Rand-stunden hat auch nicht zu einem Anstieg von Schlafstörungen, insbe-sondere nicht zur Beeinträchtigung des Einschlafens oder zu einem häufigen oder verfrühten Erwachen geführt.
Allerdings zeigte sich auch bei diesem Modul, dass die persönliche Einstellung zum Thema Fluglärm Auswirkungen haben kann: So wei-sen die Wissenschaftler nach, dass eine negative Einstellung zum Flugverkehr zu einer Verkürzung der Tiefschlafphasen und damit zu einer Verringerung der Schlafqualität führt.

– Modul III (Lebensqualität von Kindern): Die Ergebnisse aus dem Modul im Herbst vergangenen Jahres zeigten, dass die gesundheits-bezogene Lebensqualität der Kinder und das Wohlbefinden von Kin-dern und Eltern an allen untersuchten Standorten hoch sind. Fluglärm hat keine Auswirkungen auf die Ausprägung sogenannter Vorläuferfä-higkeiten, die Grundschulkinder zur kognitiven Weiterentwicklung be-nötigen. Damit konnte auch hier eine zentrale Forschungshypothese nicht bestätigt werden. Messbar ist allerdings ein vergleichsweise ge-ringer Einfluss auf die Leseleistung. Deutlich stärker wirken andere Faktoren, wie beispielsweise sozioökonomische Einflüsse oder unter-richtliche Rahmenbedingungen.

Vorstandsvorsitzender Schulte: „Schallschutzengagement wirkt, Akzeptanz des Luftverkehrs weiter verbessern“
„Die Menschen in der Region sind uns wichtig. Es ist unser klarer Anspruch, ihnen auch künftig ein verantwortungsvoll handelnder Partner zu sein. Dank der Ergebnisse der Studienmodule wissen wir, woran wir in Zukunft arbeiten müssen“, so Fraport-Vorstandschef Schulte. „Sie zeigen: Schallschutz wirkt. Sie zeigen auch: Mit dem Fluglärmschutzgesetz liegt ein Gesetzeswerk vor, das bereits umfänglich alle schutzbedürftigen Pegelbereiche abdeckt, die in der Studie als relevant beschrieben wurden. Weitere Regulierungen und Be-schränkungen sind deshalb nicht nur unnötig, sondern auch nicht zielführend. Vielmehr muss es jetzt darum gehen, wieder zu einem vertrauensvollen Um-gang miteinander zurückzufinden. Gerade weil das Belästigungsempfinden der Menschen wesentlich von subjektiven Faktoren abhängt, sind die jetzt vorlie-genden beruhigenden Ergebnisse so wichtig. Sie könnten helfen, die Ängste,
die sich in der seit über 30 Jahren hoch-emotional geführten Diskussion um den Flughafenausbau angestaut haben, zu lindern. Als Fraport wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern aus Politik und Luftverkehrswirtschaft und un-seren Nachbarn den erfolgreichen Weg beim Lärmschutz fortführen, um das Vertrauen in unser hohes Engagement und damit die Akzeptanz des Luftverkehrs in der Region weiter zu erhöhen.“

Quelle: PM Fraport AG