Flughafen Frankfurt: Ein Südafrikaner in Lederhose

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Roy Watson Foto: Bildarchiv Fraport

75.000 Menschen arbeiten am Frankfurter Flughafen. Viele von ihnen haben spannende Geschichten zu erzählen. Eine Serie stellt einige davon vor.

Roy Watson hat viel gesehen von der Welt und fühlt sich an mehreren Orten heimisch. Er ist zu einem Viertel Franzose, zu einem Viertel Spanier und zur Hälfte Schotte. Allerdings besitzt er weder die französische noch die spanische oder britische Staatsbürgerschaft. In seinem Rucksack trägt er stattdessen seinen südafrikanischen Pass bei sich, weil er dort das Licht der Welt erblickte. Vor vielen Jahren allerdings hat er sein Herz an Bayern verloren, sein Outfit spiegelt das wider: Watson trägt gern Lederhose und eine dunkelgrüne Krawatte mit dem ehemaligen König von Swasiland, Sobhuza II., darauf.

Bayerische Volksfeste statt giftiger Schlangen

Die Sympathie des Südafrikaners für das größte deutsche Bundesland lässt sich mit Watsons Werdegang erklären. Er wurde 1957 in Kapstadt geboren, wuchs ab Mitte der sechziger Jahre im Busch auf. Seine Eltern hatten eine Farm gekauft. „Das Leben dort ist knallhart und isoliert, aber irgendwie auch sorgenfrei“, sagt Watson. Er erlebte als Schulkind, was die Apartheid, die staatlich organisierte Rassentrennung in Südafrika, bedeutete: „Während ich im Bus zur Schule fuhr, mussten die schwarzen Schulkinder nebenherlaufen.“ Diese Ungleichbehandlung sei für ihn nur schwer zu ertragen gewesen und habe ihn in seinem Wunsch bestärkt, auswandern zu wollen. Watson leistete drei Jahre Wehrdienst, studierte anschließend Hotelmanagement an der Universität in Johannesburg und bewarb sind um eine Stelle in Europa. 1983 trat er schließlich seinen ersten Job in einem Hotel an – im bayerischen Bad Reichenhall. „Wow“, sagt Watson, sei der richtige Ausdruck, um seine Gefühle von damals zu beschreiben. „Es gab keine Schlangen und keine Dornenbüsche, dafür Trachten und Volksfeste. Ich war da, wo ich immer hinwollte.“

Seit 24 Jahren beim Flughafenbetreiber

Doch schon zwei Jahre später wurde Watson in ein Hotel direkt am Frankfurter Flughafen versetzt. Er war für die Akquise zuständig, sprach mit Crews und Passagieren und lernte fast jede Ecke des größten deutschen Verkehrsflughafens kennen. Das waren die besten Voraussetzungen für seinen Wechsel zum damaligen Flughafenbetreiber FAG. 1988 fing der heute 55-Jährige in der Marketingabteilung an, betreute dann in der Personalabteilung ein Vorstandsprojekt und begleitete schließlich sieben Jahre lang kommunikativ den Bau der Nordwestlandebahn. Seit zwei Jahren ist er Ansprechpartner für die internationale Presse. Zuletzt zeigte er einem Team des amerikanischen Fernsehsenders CNN für eine Dokumentation jeden Winkel des Flughafens. „Die waren begeistert“, erzählt er. Watson hat mit dem Flughafen ein Zuhause gefunden, das Leben dort entspricht seinem Naturell: „Ich mag die verschiedenen Sprachen und Kulturen hier“, verrät er. Und: „You are realtime in change – die Veränderungen in der Welt kommen zuerst am Flughafen an.“

In Südafrika hat Watson noch eine Farm, allerdings war er schon seit fünf Jahren nicht mehr dort. „Die Kriminalität und der Verfall dort machen mich traurig“, gibt er zu. Seine Liebe zu Bayern pflegt er indes mit regelmäßigen Ausflügen dorthin. „Wegen des Flughafens und meiner Arbeit bin ich sehr gern in Hessen, in meiner Freizeit aber ziehe ich Bayern vor.“

Quelle: Themendienst Fraport November 2012