Fit für den Winter – Wie die Männer von N*ICE Flugzeuge von Schnee und Eis befreien

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Lufthansa B747 Enteisung am Gate Foto: Bildarchiv Lufthansa / Newslink

Die Aussicht auf Schnee und Eis erfreut viele Menschen, nicht nur die Wintersportler. Aber am Frankfurter Flughafen gibt es Spezialisten, die von berufswegen alles tun, um die weiße Pracht so schnell wie möglich zu beseitigen: die Mitarbeiter der Aircraft Services & Support Gesellschaft N*ICE. Sie sorgen dafür, dass die winterlichen Begleiterscheinungen die fragile Ordnung des Flugplans am internationalen Luftverkehrsdrehkreuz Frankfurt möglichst wenig beeinträchtigen.

Und es wird der Zeit voraus geplant. Bereits im vergangenen Winter wurde der Winterdienst am Frankfurter Flughafen erheblich aufgerüstet. 460 Enteiser sorgen jetzt mit 58 Fahrzeugen für eisfreie Tragflächen. Schon ab Mitte Oktober sind die Enteisungsfahrzeuge startklar, sie müssen einsatzbereit sein, sobald sich die Temperaturen dem Frostbereich nähern, denn selbst bei Plusgraden kann es zu Einsätzen kommen. Eines ist höchstes Sicherheitsgebot: mit Eis oder Schnee auf den Tragflächen darf kein Flugzeug starten, sonst würde die Aerodynamik gestört werden. Um dies zu vermeiden, werden die Flugzeuge schon bei Reif mit einem heißen Gemisch aus Wasser und Glykol behandelt. Wann und wie das passiert, bestimmt der Flugkapitän. Aber die Enteisungsspezialisten stehen den Piloten im Cockpit fachkundig mit Informationen von draußen zur Seite. Dabei kann – trotz allen technischen Fortschritts – auch schon mal Hand aufgelegt werden. Beispielsweise ist das sogenannte Glareis auf den Tragflächen in manchen Fällen mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Um ganz sicher zu sein, tasten die Enteiser dann mit der Hand die Flugzeugoberfläche ab.

Zunächst werden die Flächen enteist (De-Icing), anschließend wird das Flugzeug vorbeugend mit Anti-Vereisungsmittel eingesprüht (Anti-Icing). Damit wird verhindert, dass bis zum Start erneut Schnee auf den Flächen liegen bleibt. Je nach Temperatur und Niederschlagsart werden die verschiedenen De- und Anti-Icing-Mittel gewählt. Für ein Großraumflugzeug vom Typ Boeing 747-400 benötigt man im Durchschnitt 1500 Liter Enteisungsflüssigkeit. Für eine kleinere Maschine, etwa vom Typ Airbus A320, reicht ein Drittel der Menge. Das Mittel ist biologisch nahezu vollständig abbaubar.

Foto: Lufthansa Bildarchiv / Newslink

Anhand einer Tabelle kann der Pilot im Cockpit den Zeitraum vom Enteisungsbeginn bis zum spätesten Startzeitpunkt ermitteln – in der Luftfahrtsprache „Holdover-Time“ genannt. In dieser Zeit ist das Flugzeug vor dem Neuansatz von Schnee oder Eis geschützt, die Enteisungsflüssigkeit fließt erst während des Starts von den Tragflächen ab, sodass die Luft sauber am Flugzeug entlangströmen kann.
Am Frankfurter Flughafen sind die Icemen bei N*ICE, einer Beteiligungsgesellschaft der Fraport, angestellt. Mehr als 400 Mitarbeiter insgesamt sind – wenn notwendig – rund um die Uhr im Einsatz für die Enteisung. Im Sommer führen die 22 operativen N*ICE- Stammmitarbeiter vorrangig die jährlich notwendigen Schulungen für die über 400 Flugzeugenteiser durch, kümmern sich um den Fuhrpark, Dispositionsaufgaben und schulen Flugzeugenteiser auf anderen Flughäfen. Die N*ICE ist nämlich nicht nur eines der größten, sondern auch eines der renommiertesten Enteisungsunternehmen weltweit und das „know-how“ ist international gefragt.

Schon bei Temperaturen zwischen fünf und 15 Grad ist die N*ICE während der Saison (zwischen 15. Oktober und 30. April) mit der Basisbesetzung aufgestellt, um angemessen und schnell reagieren zu können – in Ausnahmefällen kann es auch schon bei Temperaturen deutlich über 0 Grad zu Eis auf Tragflächen kommen. Auch ohne Niederschlag ist eine Eisbildung auf den Tragflächen möglich, wenn sich etwa während des vorherigen Anflugs Feuchtigkeit auf den Oberflächen des Flugzeugs festgesetzt hat. Mit der Kurve der sinkenden Temperaturen nach unten, wird das Aufgebot der Belegschaft ständig nach oben erhöht.

In dieser Saison sind am Frankfurter Flughafen 58 Enteisungsfahrzeuge im Einsatz im Kampf gegen Eis und Schnee, vor zwei Jahren waren es noch 43 Fahrzeuge. Das größte der Fahrzeuge ist der entsprechend seiner Größe genannte Elephant Beta 15 des dänischen Herstellers Vestergaard. Nur mit dem Ausleger des dreiachsigen Ungetüms kann das über 24 Meter hohe Leitwerk des Airbus A380 erreicht werden. Das dreiachsige Fahrzeug wiegt 32 Tonnen, hat einen Wassertank mit 4 000 Litern Fassungsvermögen und zwei kleinere Tanks mit jeweils 2 000 Litern Enteisungsflüssigkeit. Bei der Enteisung einer A380 kommen gleichzeitig vier „Elephants“ zum Einsatz. Um den speziellen Anforderungen der Flugzeuge unterschiedlichter Größen gerecht zu werden, setzt N*ICE neben dem Elephant Beta 15 auch die Modelle Elephant Gamma, Elephant My und Elephant Beta, ebenfalls der Firma Vestergaard, ein. Die Enteisung der Flugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen bietet immer wieder auch ein optisch faszinierendes Schauspiel, wenn die gelb blinkenden Enteisungsfahrzeuge beispielsweise im Schneesturm mit ihren teleskopartigen Rüsseln an die Flugzeuge rollen und ihre Sprüharme bis zu 23 Meter hoch ausfahren.

Im Schnitt ist ein Flugzeug in weniger als 15 Minuten enteist – entweder an eigens dafür eingerichteten Enteisungsplätzen („Remote-Enteisung“) oder auch direkt am Gate. Der Enteisungsprozess beeinflusst natürlich den Ablauf nicht nur eines Fluges, sondern in Folge den gesamten Flugplan. Um reibungslose Abläufe zu gewährleisten, werden kontinuierlich alle Zeitdaten des Enteisungsvorgangs in das elektronische Flughafen-Steuerungssystem ACDM (Airport Collaborative Decision Making) übertragen. Als oberstes Gebot und Herausforderung gilt für die Enteiser, Verzögerungen oder gar Annullierungen von Flügen zu vermeiden.

Mit Aufstockung des Personals, der Anzahl der Fahrzeuge und der Vorräte an Enteisungsflüssigkeit reagiert der Frankfurter Flughafen vor allem auf den Winter 2010/2011. Um auch bei einer schnell schwankenden Wetterlage immer optimal ausgerüstet zu sein, lagern inzwischen am Flughafen Frankfurt 1,1 Millionen Liter Enteisungsflüssigkeit, rund 200.000 Liter mehr als im vergangenen Winter. An einem Spitzentag befreien die Enteiser bis zu 500 Flugzeuge von Schnee und Eis. In einem Jahr kommt es auf dem Frankfurter Flughafen zu bis zu 16 000 Enteisungseinsätzen. Trotz des hohen Arbeitspensums, freut sich Marcus Steinmetz, Geschäftsführer der N*ICE, darauf, „wenn’s endlich losgeht, wir sind bereit.“

Quelle: Beitrag aus Lufthansa Newslink 60, Dezember 2012