7 Millionen Drohnen wird es im Jahr 2025 in Europa geben

Werbung
Foto: Simon Pannock

Drohnen stehen heute da, wo sich Autos 1898 befanden – ganz am Anfang. Die unbemannten Flugobjekte entwickeln sich mit einer bisher in der Technik noch nie da gewesenen Geschwindigkeit. Keine Zeit für Evolution, disruptive Vorgänge sind in der ganzen Welt zu beobachten. Die Zahl der Drohnen alleine in Europa wird im Jahr 2025 mehr als 7 Millionen betragen: 7 Millionen im Freizeitsektor, 200.000 bei Behörden und in der Wirtschaft sowie 1000 beim Militär. Das jedenfalls prognostiziert Alain Siebert, der Chef-Ökonom von SESAR, einer von der Europäischen Union und Eurocontrol ins Leben gerufenen Initiative zur Vereinheitlichung und Harmonisierung des europäischen Flugverkehrsmanagements. Völlig verblüfft zeigten sich die Teilnehmer am Freitag und Samstag an der Technischen Universität von Lausanne (EPFL) ob dieser Zahl. In Anbetracht des global regelrecht explodierenden Marktes und seiner fehlenden Übersichtlichkeit hatte der Weltluftsportverband FAI zu seiner ersten International Drones Conference eingeladen, die vor allem die Aspekte Innovation, Sicherheit und Sport beleuchtete und einen Expertenaustausch von Herstellern, Behörden und Luftsportorganisationen ermöglichte.

Eine solche technische Herausforderung hat die Welt noch nicht gesehen. Neue Interessenten drängen in Luftraum, der bisher im Prinzip für die bemannte Luftfahrt reserviert war: kommerzielle Anbieter mit innovativen und sinnvollen Angeboten und natürlich die „Hobbypiloten“. Unzählige Firmen beschäftigen sich mit vielfältigen Aspekten, finden neue technische Lösungen und treiben schon jetzt die etablierte Industrie vor sich her. Drohnen verändern viele Felder unseres Lebens: die Arbeit von Logistikfirmen, die Wissenschaft, die Luftfahrt, die Vermisstensuche, die Freizeit und sogar den Lebensstil vieler Menschen, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Die Entwicklung und der Einsatz von Drohnen hat selbstverständlich zwei Seiten. Die gute: So müssen Arbeiter nicht mehr in gefährliches Gelände vordringen, wird die Lebensmittelproduktion optimiert, kann man Infrastrukturelemente wie Brücken gefahrlos inspizieren, die Entwicklung ganzer Länder (z. Bsp. Neukartierung von Sansibar) fördern oder den globalen Schutz der Umwelt erweitern. In der Praxis transportiert die Swiss Post in Lugano per Drohne Blutspenden von einem Krankenhaus zum anderen. In Dänemark setzte die Feuerwehr Drohnen zur Bestimmung der Evakuierungsdistanz ein. In Australien beobachten die Farmer mit Drohnen ihre Rinderherden oder suchen verlorene Tiere. In der Schweiz suchen Drohnen-Profis mit dem Roten Kreuz nach vermissten Personen. In afrikanischen und südamerikanischen Ländern liefern Drohnen Medikamente aus, die beispielsweise nach einem Schlangenbiss schnellstens benötigt werden. In der Ukraine setzt die Firma Noosphere Drohnen nicht nur zur Ergänzung von Satellitenbildern ein, sondern kontrolliert auch Gas-Pipelines auf ihre Unversehrtheit.

Im Sport herrscht ebenfalls ein kreatives Chaos. Überall in der Welt werden für geschätzte hunderttausend Leistungssportler Wettbewerbe angeboten, für kleine Drohnen, die auf einen Handteller passen oder für Drohnen, die zwei Kilo wiegen. Das australische Unternehmen Freedom Drone Sports entwickelt gerade eine renntaugliche Drohne mit einem Gewicht von 35 Kilogramm. In den USA gibt es die Aerial Sports League, die Drohnenkämpfe organisiert und in der Ukraine ein Copters Race im Stadion, zu dem zehntausend Zuschauer gekommen sind. Jeder Veranstalter bestimmt die Art seines Wettbewerbes und seinen Austragungsort selbst. Als Vertreter des Luftsports weltweit ist gerade in diesem Feld die FAI gefordert und bereits aktiv mit Sport-Regelwerken, eindeutigen Kategorien und vergleichbaren Ergebnissen.

Antworten auf viele Fragen sind notwendig: Wie erhöht man die Sichtbarkeit von Drohnen für den Zuschauer? Sind Quad-Copter für Wettbewerbe besser geeignet oder Drohnen mit Flügeln? Kann man Wettbewerbe für komplett gefertigte Renndrohnen anbieten, die im Sportgeschäft gekauft werden können und an denen der User nicht mehr herumbasteln muss? Wie wird die zeitliche Verzögerung zwischen Drohne und Rennbrille minimiert, sodass der Pilot die Drohne genauer steuern kann? Wie wird aus einem reinen Drohnenrennen ein Unterhaltungsevent mit Barbecue, Sprecher, Großleinwand und spannendem Rennmodus? Wie kann das Bild von der Cyberbrille des Sportlers dem Zuschauer bezeigt werden? Wie können Kinder (ein neunjähriger Spanier schlägt im Moment alle Erwachsenen) und Frauen in den Sport eingebunden werden? Wie gewinnt man Sponsoren für diese neue Sportart, der ein Potential wie dem e-sport prognostiziert wird? Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie man d-sport mit dem e-sport tatsächlich verbinden kann.

Unbemannte Flüge müssen so sicher sein wie bemannte – oder sogar noch sicherer. Da liegt das Problem: Standards für die Zertifizierung von Piloten, Drohnen oder Einsatzmöglichkeiten entstehen erst. Will die Gesellschaft in Zukunft fliegende Maschinen zulassen, muss sie die Risiken kennen und entsprechende Lösungen finden, um die Konkurrenz im Luftraum zu kontrollieren und Sicherheit zu garantieren. Keine leichte Aufgabe angesichts von Kollisionsgefahren, Terrorattacken, grenzüberschreitendem Warenverkehr, Cyberkriminalität, Schutz der Privatsphäre, Materialverschleiß, Lärmbelästigung und einer Luftraumverkehrskontrollen. Die weltweite Flug-Community ist aufgeschreckt, sich dieser Gefahren bewusst und sucht bereits nach Lösungen. Und diese Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten. „Viel Zeit haben wir dafür nicht“, sagt Alain Siebert. Die Europäische Union ist mit „U-Space“ aktiv geworden. Schon jetzt arbeiten 1700 Ingenieure an diesem Projekt.

Für eine drohnen-freundliche Umgebung müssen wir alle jeglichen Verkehr im Himmel regeln und zwar für eine riesige Zahl von Drohnen – das war das Fazit der 1. FAI Drone Conference am EPFL in Lausanne. Fünf Jahre hat sich das U-Space-Projekt dafür Zeit gegeben und alle Länder, Organisationen, Firmen und Personen eingeladen, mitzuwirken.

Die FAI übernimmt in dem Zusammenspiel von Innovation, Sicherheit und Sport eine Führungsrolle, auch im Interesse ihrer nationalen Luftsportorganisationen und den zahlreichen Vertretern des Drohnensports.

Quelle: PM FAI